Kategorie: j) Sep-2015

168. Tag (on trail und Lincoln) Mi 30.09.2015

Frost! Das erste mal seit langem!  Das Kondenswasser im Zeltinneren friert sofort, sobald wir das Zelt verlassen und lässt sich somit gut abschütteln.

Boston Bones besteht auf einem warmen Tee. Gut um den Bauch aufzuwärmen! Schlecht nur, dass man sich während der Wartezeit den Arsch abfriert! Den Zahn muss ich ihm noch ziehen, wenn es weiterhin morgens so kalt sein sollte!!! Lieber schnell zusammenpacken und den Körper auf Betriebstemperatur bringen.
Froh gestimmt und langsam wärmer werdend marschieren wir weiter das Tal hinab Richtung Lincoln und erreichen alsbald eine größere Strasse, der wir einige Meilen folgen. Es sind so früh noch keine Autos unterwegs. Doch den erste Wagen, der in unsere Richtung fährt, können wir anhalten und eine Fahrt in den Ort auf der Ladefläche des Pickups ergattern.

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Fahrt mit Pickup

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Fahrt mit Pickup

Hurra! Wir sind da! Noch rechtzeitig zum Frühstück mit Eiern, Speck, Hashbrowns, Toast und Pfannkuchen. Vom Restaurant aus versuche ich Race zu erreichen. Wieder erfolglos. Race hat vor knapp einer Woche den CDT erfolgreich beendet und ist nun vermutlich auf Hirschjagd. Hallalli!
Na ja, hoffentlich sehen wir ihn noch bevor wir weiterziehen müssen.

Die Zeit, bevor wir das Motelzimmer beziehen können,  nutzen wir mit einem Besuch der örtlichen Rangerstation einschließlich der kleinen ‚Grizzlyausstellung‘. 

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Grizzly Ausstellung

Die Feuer rund um Lincoln stellen keine Gefahr für uns dar. Zu den weiter nördlich liegenden Waldbränden in der Bob Marshall Wilderness, dem Lewis and Clark National Forest kann mir die Dame in der Station leider keine Auskunft geben. Ich kaufe eine detaillierte Karte und versuche mich im Internet über die anderen Brände schlau zu machen, vor denen ich bereits vom CDT-Fire-Watcher Elmar aus der Heimat vorgewarnt wurde, der durchaus besser informiert ist als das lokale ‚Fachpersonal‘!!!
Wieder ein herzliches Dankeschön an meine ‚Lebensversicherung‘, an Elmar! 🙂

Liebe Grüße aus Lincoln, Montana
Eure Dr. Hikinstein

Maximaltemperatur 27 Grad Celsius
Nachts – 1 Grad Celsius
Maximalhöhe 1730 Meter

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167. Tag (on trail) Di 29.09.2015

Wir ziehen los, mit ganz großen Schritten… Richtung Lincoln.

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Race hat dort ein Ferienhaus, dass er uns, falls es frei ist, zur Verfügung stellen wollte.
Derart angespornt,  ein gemütliches Heim vor Augen, meistern wir einen Anstieg nach dem anderen.

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Nicht mühelos! Für die Anstrengung werden wir aber mit tollen Aussichten belohnt.

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In der Ferne sehen wir endlich mal wieder ‚richtige‘ Berge. Und sie sind NICHT schneebedeckt. Hurra! Wir hatten die letzten Tage derart Glück mit dem Wetter. Von den kühlen Nächten abgesehen hatten wir nahezu sommerliche Temperaturen. Auf den Graten, weht ein starker, frischer Wind, der mich immer wieder ‚aus der Bahn‘ wirft.
Tatsächlich gibt es noch immer hier und da ein paar wackere Blumen, die ihre Köpfchen der schwächer werdenden Sonne entgegenstrecken.

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Wir spornen uns gegenseitig an, eine Strasse zu erreichen die hinunter Richtung Lincoln führt.

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Vielleicht kann uns ein Wagen mitnehmen und wir kommen heute schon am Ziel an?! Vielleicht hat Race,  den wir vor Tagen erfolglos versucht hatten zu erreichen, mittlerweile unsere Nachrichten  erhalten und wartet dort auf uns?! Vielleicht,  vielleicht,  vielleicht…

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Doch die Straße ist keine große,  viel benutzte Straße. Eher eine Art Wirtschaftsweg entlang eines Baches.
Unsere Enttäuschung ist riesig, als wir um die letzte Kurve biegen und anstatt der erwarteten ‚Zivilisation‘ nur diesen Waldweg vorfinden. Erschöpft lassen wir uns auf den Boden plumpsen und versuchen die Enttäuschung nicht am jeweils anderen auszulassen, was in Ermangelung geeigneter ‚Frust-Ablass-Objekte‘ etwas Willenskraft abverlangt.
Da wir kein Wasser mehr haben entschließen wir uns trotz allem den Wirtschaftsweg hinab zu laufen und unser Nachtlager ein paar Meilen später aufzuschlagen.
Dann werden wir eben erst morgen Lincoln erreichen!

Wir planen dort ein paar Tage zu bleiben um den letzten Abschnitt des CDTs vorzubereiten.

Ja, es ist leider nicht mehr weit bis Canada und bis zum Ende unseres Abenteuers!!!

Nur noch knapp 300 Meilen, einige Waldbrände und ein möglicher Wintereinbruch liegen zwischen uns und Waterton (Alberta, Canada). Einige ‚Versorgungsstationen‘ haben bereits auf ‚Winter‘ umgestellt oder sind geschlossen. Wir reisen nun außerhalb der Saison und haben nicht mehr die ‚volle Auswahl‘.
Spannend wird es deswegen auch wie wir Waterton nach Abschluss des Weges verlassen können. Alle Shuttelservice sind nun geschlossen, ebenso einige der Grenzübertrittstellen von Canada zurück in die USA. Aber wir werden unseren Weg schon finden!

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Wir werden allerdings nicht diese 'Landkarte' dafür verwenden!

Wehmütige Grüße
Eure Maria

Maximaltemperatur 26 Grad Celsius
Nachts 4 Grad Celsius
Maximalhöhe 2469

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166. Tag (on trail) Mo 28.09.2015

Der Tag beginnt mit einer fröhlichen Mary Ann die uns freudestrahlend und energiegeladen am Motel abholt. Auf dem Rückweg zeigt sie uns noch das historische Villenviertel in Helena, den Mansion District, mit prächtigen alten Gebäuden.
Die Strassen dort sind von Laubbäumen gesäumt und die Morgensonne taucht alles in warme Goldtöne.
Thank you for your help and the Tour through the Mansion District!

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Mit Maryann am Trailhead

‚Back on  the trail‘ erklimmen wir erst einmal einen Hügel, von dem aus wir auf Helena zurück blicken können.

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Weiter geht es durch herbstlich gefärbten Wald mit knallgelben Aspentrees.

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Man sollte sich aber von dieser friedlich anmutenden Landschaft nicht täuschen lassen! Überall lauert Gefahr!

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Und ich dachte wir müssen uns vor Bären hüten!!!

Heute gefällt es mir landschaftlich wieder etwas besser. Nach wie vor erinnert die Umgebung mehr an den Schwarzwald oder das Allgäu. Es fehlen die markanten Felsformationen oder der Weitblick, den wir von Wyoming gewohnt sind.
Alles ist etwas ‚enger‘, flacher, von zahlreichen Rindern abgeweidet.

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Aber wir wissen uns die Zeit schon zu vertreiben und knappe Nahrungsresourcen zu nutzen.

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Boston Bones macht seinem Namen alle Ehre und schnallt sich sowohl einen Wirbelknochen als auch einen Femur um.

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😀
Wieder einmal sieht man, dass der Continental Divide Trail nicht knochentrocken sein muss.

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😀 😀 😀

Alte, verlassene Minen,

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eine alte, brachliegende, brüchige, auf Pfeilern schwankende Zugstrecke,

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ein Bach ohne nennenswerten Fischbestand und der Gesang eines einzelnen Wolfes stellen die Höhepunkte des restlichen Tages dar.

Ausser Kühen sehen wir heute leider wieder keine Tiere.
Sind wohl in Urlaub?!

Macht’s gut!
Eure Maria

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Maximaltemperatur 43 Grad Celsius
Maximalhöhe 2183 Meter

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165. Tag (on trail) So 27.09.2015

Nachts: Überall im Tal kann man Hirsche rufen hören…oder besser röhren hören. 🙂
Vielleicht, und diese Vorstellung gefällt mir fast besser, sind es aber auch nur eine handvoll Jäger, in Tarnanzügen, verschanzt hinter Büschen, verteilt über das ganze Tal, die mit ihren Lockpfeifen versuchen Hirsche zu ködern und sich wundern dass,  obwohl überall Rufe hallen, keine Hirsche zu sehen sind.

Der Morgen bricht an….
Nein!!! Stimmt gar nicht!
Der Wecker klingelt!
Es ist stockdunkel draußen!
Ich kann meine Ersatzunterhose nicht finden (muss sie wohl aus Versehen mit in die Bounce-Box gepackt haben)!
Ich bin missmutig!
Armer Boston Bones, der dies zu spüren bekommt. Aber die schlechte Laune hält nicht allzu lange an.

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🙂

Am Bison Creek stoßen wir auf ein Camp, vermutlich von ‚Goldschürfern‘ – oder wonach auch immer die hier in den aktiven Minen suchen.
Der Weg geht meilenlang einer Straße nach, eine wenig ansprechende Gegend durchquerend. Ein Jäger hält mit seinem Truck und spendiert uns ein paar Getränke. Ein Lichtblick! Dankeschön!
Weiter geht’s der öden Strasse nach.
Beim nächsten Wagen können wir nicht widerstehen und trampen den Rest bis zum Highway 12. Von dort aus laufen wir nach Elliston, einem kleinen Ort, und gönnen uns im Lawdog’s Saloon

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ein quantitativ reichhaltiges Mittagessen.
Ich bestelle mir den Big Foot Burger, der seinen Namen verdient hat.

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Mit vollen Wänsten laufen wir wieder den Highway entlang. Wir wollen nach Helena,  der Hauptstadt von Montana,  trampen. Nicht so einfach. Keiner will die wohlgenährten Hiker mitnehmen. Ausgehungert hat man vielleicht doch bessere Chancen eine Fahrt zu ergattern?!
Als wir den Little Blackfoot River überqueren und die Brücke hinunter blicken sehen wir dicke, fette Fische im Wasser stehen. Wir sind hin und her gerissen unsere spartanische Angelausrüstung zu zücken und die Burschen zu fangen. Die Aussicht auf eine Fahrt nach Helena lässt uns aber weiterlaufen. Zögernd. Immer wieder halten wir an, denken an die leckeren Fische, die vertane Chance. Schließlich drehen wir wieder um und laufen zurück, entschlossen den schuppige Gesellen den Garaus zu machen. Kurz bevor wir den Fluss erreichen hält aber endlich ein Auto. 😀 Da haben sie aber nochmal Glück gehabt,  die Forellen. Vielmehr einen Schutzengel namens Mary Ann, die mit ihrem Enkel auf dem Weg nach Helena ist. Hurra!
Und gleich ein doppeltes Hurra, denn unser Trailangel Mary Ann will uns morgen auch wieder zum Trail bringen.

Abends gehen wir zum Chinesen. All-You-Can-Eat! Günstig, grosse Auswahl und zum Großteil auch lecker. Zufrieden trotten wir zum Motel zurück und können dabei noch die Mondfinsternis bewundern.
Doch noch ein gelungener, runder, satter Tag… auch ohne Wechselunterhose!

Gute Nacht!
Eure Maria

Maximaltemperatur 29 Grad Celsius
Nachts 1 Grad Celsius
Maximalhöhe 2193 Meter

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164. Tag (on trail) Sa 26.09.2015

Alles Gute zum Geburtstag,  Paul!

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Sonnenaufgang

Keine großartige Änderungen zu gestern.

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Bäume, wenig Ausblick,

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Einziger Weitblick am heutigen Tag

kein Wild…  außer einem toten Hirschkalb, dass wir nur entdecken, weil ein Schwarm Krähen vom Kadaver aufschreckt, als wir am späten Abend am ‚Tatort Bison Mountain‘  vorbeilaufen.

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Krähenfutter

Das Camp errichten wir, es wird schon dunkel, leider direkt am Weg – wir konnten nichts besseres finden. Der Rucksack mit der geruchsintensiven Ladung hängt bereits gut verpackt im Baum als ich im Mondlicht durch den Wald strauchle, auf der Suche nach lockerem Boden. Es ist nicht sonderlich  lustig mit Druck am Darm im Dunkeln ( bzw. im Schein der Taschenlampe) herumzuirren und keine geeignete Stelle zu finden. Kurz vorm Platzen dann doch noch weicher Boden. Rasch grabe ich mein Outdoor-WC und….  aahhhh… endlich. Und wie ich da so sitze, und des Tages Last von mir fällt, merke ich, dass ich nicht genügend Papier mit mir habe. 😦 Super! Und ratet mal wo sich der Nachschub befindet!  Richtig! Hängt schön im Baum. Mist! Also das vorhandene Papier so sparsam wie möglich nutzen, dem Rest mit Laub und Gras zu Leibe rücken. Dann alles schön vergraben und ab zum Baum, den Rucksack wieder abseilen und neues Toilettenpapier greifen. Außerdem kann ich nun auch die Seife und das Händedesinfektionsmittel nutzen. Boston Bones, der bereits amüsiert der ‚Platzsuche‘ zugesehen hatte, wundert sich, wo ich den wohl bleibe, und hilft mir den Rucksack wieder in den Baum zu hängen.
Der Mond steht hoch am Himmel als ich  endlich in mein Zelt kann. Sauber und rein! 😉

Euch eine gute Nacht!
Eure Maria

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Maximaltemperatur 24 Grad Celsius
Nachts 10 Grad Celsius
Maximalhöhe 2592 Meter

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163. Tag (on trail) Fr 25.09.2015

  1. Alles Gute zum Geburtstag und jede Menge Elemente, Oliver!

Das Trampen von Butte zum Trail gestaltet sich etwas schwierig. Erst versuchen wir es direkt an der Interstate 90, dann,  erfolglose Meilen später,  verlassen wir die Interstate um an der Zufahrtsstrasse unser Glück zu versuchen. Schon von Weitem sehe ich zwei Autos parken,  deren Fahrer ins Gespräch vertieft sind. Ich versuche mein Glück und spreche beide an, ob sie zufällig in unsere Richtung fahren und uns mitnehmen könnten. Und es klappt! Sam, und seine Hündin Flick, haben tatsächlich die selbe Route.

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Wir werden direkt bis zum Trail gefahren, wo sich Flick erst einmal eine Schlammpackung gönnt. Hundewellness pur! 😀

Sam versorgt uns derweil mit Verpflegung und Angelutensilien und verabschiedet sich herzlich.

Thank you, Sam for your help, the food and the fishing flys!  I hope we will soon catch some tasty fish. 🙂

Dann trotten wir wieder los, auf einem eher langweiligen Trailabschnitt.
Rinder haben hier alles kahl gefressen. Von Vorteil ist jedoch, dass wir unser Wasser an einer der zahlreichen Vietränken nachfüllen können und ich mir dort die heißgelaufenen Füße kühlen kann.

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Frisches Quellwasser an Viehtränke

Ansonsten gibt es viele Bäume und wenig Weitblick. Nur ab und zu lichtet sich der Wald ein wenig und wir können den Blick etwas schweifen lassen, über eher flache Hügel.

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Schön, aber nicht spektakulär. Es ist warm. Zu warm für meinen Geschmack.

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Der Schweiß rinnt mir in Strömen den Rücken entlang und tiefer, in Regionen, in denen man sich keine Schweißansammlungen wünscht. Ich bin gereizt!!! Nicht nur wegen der Temperatur (für die ich, in dieser Jahreszeit, eigentlich dankbar sein sollte!!!) sondern auch aufgrund der  ‚Trailbau-Wut‘ in dieser Gegend. Ohne Sinn und Verstand werden hier, obwohl bereits gute Wege bestehen, neue CDT-Trailabschnitte errichtet mit zum Teil wirklich unsinniger Routenführung. Na ja, irgendwer weiss hier offensichtlich nichts besseres mit seiner Zeit anzufangen. Schade nur um die Natur, die darunter zu leiden hat.

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Abends campen wir in Nachbarschaft zu einer Herde Rinder und einigen Jägern, die zur Zeit mit Pfeil und Bogen auf Hirschjagd sind.

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Die begonnene Jagdsaison mag mit ein Grund dafür sein, dass wir keinerlei Wild zu Gesicht bekommen.
Vielleicht haben wir morgen mehr Glück.

Schlaft schön!
Eure Dr. Hikinstein

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Sonnenuntergang im Camp

Maximaltemperatur 49 Grad Celsius
Maximalhöhe 2309 Meter

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159. Tag (on trail + Butte) Mo 21.09.2015

Nach dem Aufstehen laufen wir zur Tankstelle auf einen Kaffee und eine heiße Schokolade.
Anschließend geht es wieder auf die Straße. Nur kurze Zeit später, ich bin noch nicht einmal warm gelaufen,  halten zwei Brüder aus Freiburg ihren Wagen und nehmen uns bis nach Butte mit. Von hier aus wollen wir in wenigen Tagen wieder auf den CDT zurück kehren.

Butte ist tatsächlich eine richtige Stadt.

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Die erste dieser Größe auf dem CDT, mit einer langen Bergbaugeschichte (Gold, Silber, Kupfer) der Anaconda Copper Mine.

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Überall in der Stadt sieht man Spuren dieser Geschichte.

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Einstmals die größte Stadt in Montana, berühmt für Ihren Reichtum, ist sie, nach Stilllegung der Minen, heutzutage mehr von touristischem Interesse.
Unschön ist die nach wie vor existierende Berkeley Pit, ein Überbleibsel des Kupferabbaus, eine große mit verseuchten Wasser gefüllte Grube. Anwohner erzählen uns, dass Vögel sterben wenn sie daraus trinken  und sie befürchten, dass das mit Arsen belastete Wasser, aufgrund des hohen Wasserspiegel, überlaufen und in die Stadt hinunter fließen könnte.

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Liebe Grüße

Eure Dr. Hikinstein

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158. Tag (on trail) So 20.09.2015

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Ortsschild beim verlassen von Ennis

Die heutige Strecke bietet nicht allzuviel. Trockenes, goldgelbes  Weideland und abgeerntete Felder, dazwischen eine kleinere Siedlung, McAllister, in der einzelne Gärten, dank ausgiebiger Bewässerung,  einen kontrastreichen grünen Farbtupfer bieten.
Wir kommen gut voran.
Bei einer Rast finden wir die Überreste eines Rindes. Fein säuberlich ausgenommen, Kopf und Füße abgetrennt. Das Fleisch wurde offensichtlich mitgenommen.

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Wie geplant erreichen wir am Ende des Tages Norris. Hier gibt es nicht all zu viel.  Eine handvoll Häuser, eine Bar, eine Tankstelle und ein Campingplatz mit heissen Quellen…

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und ein riesiges Radio. 🙂
Das war’s.
Aber wir treffen super nette Leute. In der Bar essen wir eine Kleinigkeit und unterhalten uns mit der Barkeeperin. Teile des Films ‚Taking Chance‘ mit Kevin Bacon wurden hier gedreht. Ich erkenne Teile der Kulisse wieder.
Nach einer Weile stößt Carmen,  die Köchin, zu uns. Wie es der Zufall will (die Welt ist doch sehr klein) ist sie, wie ich, in Pforzheim geboren und lebte knapp sieben Jahre in Karlsruhe bevor sie mit ihren amerikanischen Adoptiveltern in die USA zog.
Wir dürfen auf ihrem Grundstück zelten

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und sie fährt uns zu den heissen Quellen, damit wir dort ein Entspannungsbad nehmen können.
Erstaunlich viele Leute kommen von weit her und sind bereits im warmen Pool. Direkt daneben, unter einer Kuppel, spielt ein Gitarrist seine Lieder, der klare Sternenhimmel über uns, ein warmer Wind weht über den Pool, wir nippen an unserem Bier und Cidre…  So kann man es aushalten. 😀

Ein toller Abend dank Carmen!
Thank you very much,  Carmen.

Euch zu Hause wünsche ich ebenfalls einen entspannten Abend.
Macht’s gut!

Eure Maria

Maximaltemperatur 36 Grad Celsius
Maximalhöhe 1767 Meter

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157. Tag (on trail) Sa 19.09.2015

Autos rasen vorbei, der zarte, betörende Duft gefüllter Plumpsklos weht in Schwaden ums Zelt, es ist kalt. Ich bin wach!

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Einziger Lichtblick an diesem akustisch, olfaktorisch und thermisch misslungenen Start in den Tag ist das bevorstehende Frühstück.
Wir werden neben dem prasselnden Kaminfeuer plaziert, können uns aufwärmen und das Zelt vom Kondenswasser trocknen.

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Zelt trocknen am Kaminfeuer

Speck, Eier, Hashbrowns (eine Art Bratkartoffeln) und Toast stellen meine Basis für den Tag dar. Boston Bones bestellt sich Pancakes (Pfannkuchen). Gleich drei, obwohl er bereits gestern von unserem ‚Fahrer‘ vor der Größe der Pancakes gewarnt wurde. Auch die Kellnerin fragt extra noch einmal nach, ob er sich mit seiner Bestellung auch wirklich sicher ist.
Und dann kommen sie! Wahre Monster! Eher geeignet sich damit zuzudecken als sie zu essen!

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Mit Butter und Ahornsirup als Schmiermittel versucht Boston Bones den drei Burschen zu Leibe zu rücken. Eineinhalb kann er bezwingen. Eine weitere Hälfte ringe ich nieder. Dann müssen wir uns geschlagen geben und das Schlachtfeld mit gesenkten Häuptern räumen, während ein Pfannkuchen als Sieger zurück bleibt und uns aus siruptriefenden Fettaugen hämisch nachblickt.

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Beaver Creek

Derart beladen – wir müssen bis zum Abend nichts mehr essen – geht es, nach begleichen der gestrigen Platzgebühr, weiter am Madison River entlang

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zum Quake Lake,  der 1959 durch ein Erdbeben entstanden ist.
Aufgrund des Bebens kam es zu riesigen Erdrutschen an den das Flußtal begrenzenden Bergen. Unzählige Tonnen an Erde und Geröll begraben mehrere Menschen unter sich und schütten das Flussbett zu, so dass es zu einer raschen Anstauung des Madison Rivers kommt. Quake Lake ist geboren und begräbt Kilometer an Land unter sich. Bäume, Strassen, Tiere, Menschen von Wasser und Geröll bedeckt.

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Quake Lake

An mehreren Stellen entlang der Straße wird auf Gedenk- und Informationstafeln an das Unglück erinnert.

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Quake Lake

Wir folgen weitere Kilometer dem Madison River, der nun hinunter in eine weite Ebene fliesst, die von schneebestäubten Bergen umgeben ist.

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Am späten Nachmittag geht uns das Wasser aus und wir halten an einem kleinen Grill in der Hoffnung nachtanken zu können. Eine Cola wäre

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auch nicht schlecht und es riecht verführerisch nach Speck. Auf dem Vorplatz treffen wir jedoch auf ein paar Angestellte, die uns mitteilen, dass der Laden geschlossen sei. Auch Wasser können wir hier angeblich nicht nachfüllen. Es gäbe weder Wasser noch Strom! Und der Speck??? Egal, macht nichts! Dann füllen wir unsere Flaschen eben am nächsten Creek.

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Madison River

Auch heute spüre ich deutlich meine Fersen. Die Sonne geht langsam unter,  der nächste Campingplatz ist knapp fünfzehn Kilometer entfernt.

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Madison River

Wieder strecken wir die Daumen in die Luft. Einige Kilometer später hält ein junges Mädel, Gailyn, die auf einer nahe gelegenen Ranch arbeitet. Sie nimmt uns bis Ennis, eine kleine ‚Cowboy Stadt‘,  mit und wir quartieren uns in einem Motel ein.
Zum Essen fassen laufen wir in den Ort,  in eine kleine Kneipe mit Livemusik, in der wir Gailyn wieder sehen. Ebenso treffen wir auf Katrina, ihren Mann Nikolai und deren Freunde die wir heute alle entlang der Straße bereits getroffen hatten (geschlossener Grill). Sie und Ihre Freunde erkennen uns als die ‚crazy hikers‘  wieder und schnell sind wir in Gespräche und Geschichten vertieft. Ein netter, feucht-fröhlicher Abend,  den wir leider zu früh verlassen müssen. Wir sind hundemüde.

Gähn….
Schlaft gut!

Eure Maria

Maximaltemperatur 32 Grad Celsius
Nachts 0 Grad Celsius
Maximalhöhe 2037 Meter

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156. Tag (on trail) Fr 18.09.2015

Roadwalk, wir kommen!

Anfangs traben wir kilometerlang Richtung Norden an einer landschaftlich öden und recht gut befahrenen Straße entlang. Erst an einer Kreuzung, kurz nach der Überquerung des Madison Rivers,  können wir nach Westen abbiegen, Richtung Hebgen Lake. Schlagartig lichtet sich der Verkehr und die Umgebung hat wieder viel zu bieten. Schneebedeckte Berggipfel,  goldgelbe Felder, der See mit jeder Menge Reiher, Enten, Gänse und, und, und.

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Trotz der endlos erscheinenden Straße und schmerzender Füße (die Schuhe puffern den Asphalt nicht gut genug) vergeht die Zeit, dank Boston Bones, wie im Fluge und wir kommen gut voran.
Am frühen Abend erreichen wir einen Campingplatz, dürfen aber nicht bleiben. Hier sind nur Wohnwägen aber keine Zelte erlaubt, warum auch immer. 😦
Also weiter!
Rechts und links der Straße finden wir keine geeigneten,  versteckten Plätze für ein Camp. Alles ist weit einsehbar und zumeist in Privatbesitz. Der nächste Campingplatz ist zwölf Kilometer entfernt. 😦 😦 😦
Doch wir haben Glück,  wie immer. Ein älterer Herr hat uns tagsüber an der Straße entlang laufen sehen, ist nun auf dem Heimweg, und nimmt uns bis zum Campingplatz mit.
Da freue ich mich aber…  und meine Füße erst!
Für Lebensmittel gibt es hier eine Metallbox zur bärensicheren Verwahrung. Die Baumsuche entfällt also.
Als die Sonne unter geht wird es  merklich kälter. Ich muss meine lange Unterwäsche anziehen bevor ich mich in meinen Schlafsack einkuschle.
Meine Augen fallen bald zu. Hin und wieder wache ich auf, als andere Camper vorbeifahren und das Zelt ins grelle Licht ihrer Scheinwerfer tauchen.
Von den nahen Toiletten weht eine nicht allzu frische Brise herüber.
Wir hatten schon bessere Plätze!
Fast wieder eingeschlafen wird das Zelt erneut zum Festzelt ausgeleuchtet. Dieses Mal ist es der Platzwart, der kassieren will. Wir haben nichts Bares dabei, Boston Bones hinterlässt aber seinen Führerschein als Pfand. Morgen werden wir in einem benachbarten Café frühstücken, dort Geld abheben und dann den Platz bezahlen.
Jetzt will ich aber endlich schlafen!!! Geht das? Ist das nun möglich? Oder will noch irgendwer auf die Toilette,  ein wenig mit den Türen schlagen, oder ein wenig mit dem Auto im Kreis herum fahren und uns ausleuchten? Nicht? Gut!
Gute Nacht!

Eure Maria

Maximaltemperatur 28 Grad Celsius
Maximalhöhe 1957 Meter

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152. Tag – 155.Tag (West Yellowstone) Mo 14.09.2015 – Do 17.09.2015

Montag:
Alles läuft wie am Schnürchen. Auto mieten, ab nach Lima, Pakete greifen, kurzer Stopp am ‚Hiker Baum‘, mein ausgelatschtes Paar Schuhe aufhängen, und zurück nach West Yellowstone.

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Abends fahren wir in den Park zurück zum PrimeRib-Buffet im Old Faithful Inn.

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Old Faithful Inn

Ein Traum! Bohnen, Möhrchen, Kartoffelbrei, Reis, Salatbar, Suppen, natürlich die PrimeRibs und lecker Nachtisch. Ahhh!! Lecker, lecker,  lecker!

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Dienstag:
Fahrt durch den heute verregneten Yellowstone National Park um einiges nachzuholen.

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1. Besuch des Fountain Paint Pot im Lower Geysir Basin.

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Hier finden sich gleich alle vier hydrothermalen  Besonderheiten des auf einem Vulkan liegenden Yellowstone Parks: Geysire, heiße Quellen, kochend heiße Schlammtöpfe und Fumarolen. 

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Thermophile Bakterien (v.a. Cyanobacteria) bilden farbenfrohe Teppiche um die heissen Quellen herum.

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In dieser Gegend wurde auch das berühmte Bakterium Thermus aquaticus entdeckt.

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2. Besuch des Midway Geyser Basin mit seiner berühmten Grand Prismatic Spring. Atemberaubend schön!

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3. Die Wasserfälle im Grand Canyon of the Yellowstone. Am Artist Point  haben wir einen tollen Blick auf die Lower Falls (94 Meter Höhe).

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Lower Falls

Die untergehende Sonne taucht die Felsen in Gold. Am Uncle Tom’s Point dann der Blick auf die etwas kleineren Upper Falls (33 Meter Höhe).

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Upper Falls

4. Fahrt durchs Hayden Valley in der Hoffnung Bären und Wölfe zu sehen… erfolglos. Überall am Straßenrand stehen Fotografen mit riesigen Teleobjektiven an den Kameras,  doch heute abend bringt auch die ganze Technik nichts,  denn zwei stinkende Hiker vertreiben die ‚Beute‘. 😉

5. Abstecher zum Petrified Tree, dem   versteinerten Baum, oder vielmehr seiner Überreste.

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Petrified Tree

Dann ist es leider zu dunkel um noch die Mammoth Hot Springs Terraces zu besuchen und wir kehren zum Motel zurück.

Mittwoch:
Es regnet wie aus Kübeln. Zwischendurch Hagelschauer.
Wir bringen unsere Bounce-Boxen zur Post, dann das Auto zur Verleihstation zurück, schauen uns ein wenig im Ort um und ruhen uns den Rest des Tages aus. Boston Bones pflegt sein Knie, hat es zur Unterstützung bandagiert. Abends All-You-Can-Eat Spaghetti.

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Ja, wir sind spät dran!

Donnerstag:
Regen und Schnee!

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Also noch kein Aufbruch zum bevorstehenden Roadwalk.
In einem Restaurant fällt mir mal wieder auf, wie sehr Smartphones doch die Kommunikation behindern. Mit dreizehn anderen Gästen warten wir in einem kleinen Vorraum auf frei werdende Tische. Mehr als die Hälfte der Anwesenden ist mit ihren Smartphones beschäftigt anstatt sich mit anwesenden Freunden und Familienmitgliedern zu unterhalten. Vermutlich texten sie sich gerade gegenseitig wie toll doch das Restaurant ist…

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Kleine Sightseeingtour durch den Ort und die kleinen Touri-Läden.

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Bis morgen!

Eure Dr. Hikinstein

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151. Tag (on trail und West Yellowstone ) So 13.09.2015

Wir rappeln uns, gegen unsere Gewohnheit,  früh am Morgen auf, noch im Dunkeln. Grund dafür: Boston Bones Knieproblem hat sich nicht verbessert und  wir wollen so früh wie möglich den Highway erreichen um nach Old Faithful Village und anschließend nach West Yellowstone zu trampen um seinem Knie ein paar Tage Ruhe zu gönnen.

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Stundenlang laufen wir am Heart Lake entlang bevor wir, nahe einer Rangerstation, ins Tal des Witch Creek einbiegen.

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Blick auf Heart Lake

Der freundliche Ranger, den wir dort treffen, gibt uns jede Menge nützliche Tipps und Infos zum Yellowstone Park,  zum Waldbrand, der nun nur noch knapp 30 Kilometer entfernt ist und zum All-You-Can-Eat Buffet im Old Faithful Inn. Hunger!!!
🙂
Angespornt von der Aussicht auf reichlich Essen geht es zügig voran.
Doch schon bald halten wir wieder an. Einige hundert Meter entfernt grast eine Elchkuh mit zwei Jungtieren. Da gehen wir doch gerne das Risiko ein, das Buffet zu verpassen und beobachten lieber die kleine Familie. Etwas weiter den Witch Creek hinauf entscheiden wir uns erneut für eine Pause, denn hier fließt dem Bach heisses Wasser aus den thermalen Quellen des Heart Lake Geysir Basin zu. Wasserdampf steigt von der Wasseroberfläche auf. Vorsichtig halte ich die Finger ins Wasser… super, es ist mollig warm. Also Klamotten runter und rein ins warme Bad. Herrlich! Um uns herum herbstlich kühle Morgenluft, goldgelbes Laub, Berge, … und wir lassen einfach nur das warme Wasser an uns vorbeiströmen, entspannen und geniessen die wunderschöne Aussicht. Wellness im Yellowstone Park! Kostenlos!

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Irgendwann müssen wir dann leider doch wieder weiter, vorbei an heißen Quellen,

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Heisse Quelle

Fumarolen (Löcher und Spalten im Fels, aus denen heisser Dampf entweicht) und Wasserfällen.
An vielen Stellen des Trails strahlt der Felsboden Wärme ab, die wir im vorbeigehen auf unserer Haut spüren.

Am Highway nimmt uns ein Inder mit nach Old Faithful Village. Das Mittagsbuffet haben wir leider verpasst und das Buffet am Abend ist komplett ausgebucht. Die Plätze werden zum Teil bereits ein Jahr im Voraus reserviert! Ein Jahr im Voraus! Es gibt eine Warteliste auf der man sich eintragen kann, falls noch ein Platz frei werden sollte. Doch das ist uns zu vage, da wir zwecks Unterkunftsuche weiter nach West Yellowstone trampen wollen.
Wir begnügen uns vorerst mit Burgern und einer riesigen Ladung Softeis und stellen uns dann erneut an den Straßenrand.  Eine Familie aus Israel nimmt uns mit und es dauert nicht allzu lange ein Motel in West Yellowstone zu finden, denn die meisten sind bereits ausgebucht oder total überteuert. Uns bleibt nicht viel Auswahl.

Abendessen beim Chinesen. Hier wimmelt es von… klar, Chinesen, die busweise angeliefert werden,… aber auch von Deutschen!!! Boston Bones,  nun in der Minderzahl, vermutet bereits eine Invasion. 😀

Zurück im gemütlichen Motelzimmer verfestigt sich unser Plan, den wir seit Tagen aushecken. Aufgrund unserer krankheits-  bzw. verletzungsbedingten zeitlichen Rückschläge und des langsam umschlagenden Wetters haben wir uns dazu entschlossen den Trail durch einen Roadwalk stark abzukürzen.
Wir werden uns deswegen, in der Zeit der Knie-Schonung in West Yellowstone, ein Auto mieten, zuerst nach Lima fahren, wohin wir unsere ganzen Versorgungspakete geschickt haben, diese abholen und zurück nach West Yellowstone bringen, um unsere weitere Route planen zu können.
Da wir nur einen Bruchteil des Yellowstone National Parks gesehen haben werden wir auch einen weiteren Ausflugstag im Park einplanen.
Ich freue mich schon riesig!

Bis demnächst
Eure Maria

Maximaltemperatur 33 Grad Celsius
Nachts 1 Grad Celsius
Maximalhöhe 2617 Meter

150. Tag (on trail) Sa 12.09.2015

Nach einem heißen Tee geht es morgens weiter am Mink Creek entlang.

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Wenige Meilen später erreichen wir die Grenze zum Yellowstone National Park.

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Ab hier folgen wir bis zum Abend dem Snake River, in dem wir mittags ein erfrischendes Bad nehmen.

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Badepause am Snake River

Leider sehen wir auch heute weder Grizzlys noch Schwarzbären,  obwohl es auf dem Trail nur so von Pfotenabdrücken wimmelt.

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Kratzspuren am Baum

Als wir den Heart River erreichen

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Heart River

machen wir eine kurze Pause, essen zu  Abend und bereiten frisches Wasser auf. Dabei lasse ich meine Füße ins Wasser baumeln und erhalte alsbald eine Pediküre.

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Pediküre

Unser Camp errichten wir nur zwei Meilen später direkt neben dem Heart River im…  na, wer weiss es?…  genau,  im Heart River Camp. Hier im Yellowstone Park gibt es offizielle ‚Campingplätze‘ in denen es extra zum ‚Essen aufhängen‘ Vorrichtungen gibt. So müssen wir nicht lange nach einem passenden Baum mit Ästen in der geeigneten Höhe suchen, sondern können unsere Vorräte Ruck-Zuck bärensicher aufhängen.
Es sind keine weiteren Camper da. Es ist ruhig, das Wasser des Flusses plätschert angenehm leise und einlullend am Zelt vorbei, ich bin müde und zufrieden.

Gute Nacht und träumt was Schönes!

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Eure Maria

Maximaltemperatur 39 Grad Celsius
Nachts 0 Grad Celsius
Maximalhöhe 2704 Meter

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149. Tag (on trail) Fr 11.09.2015

Hörnchen hüpfen ums Zelt, Hirsche röhren im Tal, sonst ist es wieder still in der Nacht. Wann ist es endlich soweit, dass Bären ums Zelt hüpfen und im Tal röhren??? 🙂
Der warme Morgen verspricht einen heißen Herbsttag. ‚Big Skys‘ Fußabdrücke sind bereits auf dem Trail zu sehen. Mal sehen, ob wir den Frühaufsteher noch einholen. Mit seinen ein bis zwei Stunden Vorsprung und Boston Bones geschwollenem Knie könnte dies allerdings schwierig werden.
Vor unserem ersten heutigen Anstieg entdecken wir im Wipfel eines Baumes,  nahe des Baches, einen Greifvogel.

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Leider habe ich keine Ahnung, um was für einen Greif es sich handelt.

Frühstück mit Marshmallowcreme (Zahnärzte bitte wegschauen!!! 😀 ). Vielleicht können wir auf diesem Weg ein paar Bären anlocken?!

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Im nächsten Tal kommen uns zwei Reiter mit knapp zehn Pack-Mulis entgegen. Einige davon sind unbeladen! Dürfen wir die haben?! Bitte, bitte!
Oder sollen wir sie einfach nach Wild-West-Manier stehlen? Nachts in deren Camp robben…  und ab dafür!
Man wird ja noch träumen dürfen! 🙂
Und zumindest für den nächsten, rund sechs Kilometer langen Anstieg hätten wir sie doch ganz gerne gehabt.

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Dann ziehen wir eben auf Schusters Rappen weiter am ‚Parting of the Waters‘, am Two Oceans Pass, vorbei. Hier fliesst, für den Continental Divide Trail typisch, das Wasser entweder in Richtung Atlantik oder zum Pazifik.

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Wir benötigen etwa vier Stunden um den verdammt anstrengenden Anstieg zu bewältigen. Nicht dass er wirklich besonders schwierig wäre…  aber nach längerer ‚Hügelabstinenz‘ tun wir uns doch recht schwer.
Oben angekommen ziehen zwei Reiter, Jäger mit Pfeil und Bogen auf Hirschjagd,  an uns vorbei und warnen uns vor einem Grizzly, den sie unweit gesehen hatten,… den wir aber natürlich NICHT sehen. So sehr ich mir auch die Augen aus dem Kopf schaue…kein Bär zu sehen. Dafür ein klasse Aussicht, auch auf das Feuer im Yellowstone Park,

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Feuer in Yellowstone

vor dem ich bereits vor zwei Tagen gewarnt wurde. Danke, Elmar!
Mit Blick auf die Rauchschwaden nehmen wir unser Abendessen zu uns und machen uns anschließend auf den Weg hinab ins Tal, auf die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Unterwegs treffen wir dann doch noch ein herrenloses Pferd, dem wir aber aufgrund seines starken Abmagerungsgrades (siehe Fotos) nicht unsere Lasten aufbürden wollen.

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Camp am Mink Creek.

Big Sky haben wir nicht mehr gesehen. Er ist sicher schon weit entfernt.

Schlaft gut!
Eure Maria

Maximaltemperatur 38 Grad Celsius
Nachts 0 Grad Celsius
Maximalhöhe 3036 Meter

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148. Tag (on trail) Do 10.09.2015

Keine Bären letzte Nacht! Jedenfalls habe ich nichts mitbekommen und die Vorräte waren auch unangetastet.
Nur acht Schritte vom Zelt entfernt finde ich jedoch die Schlafstellen von zwei Rehen. Nicht dass ich die beiden gehört hätte.

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Reh Bett

Nur kurze Zeit nach dem Aufbruch entscheiden wir uns für eine Abkürzung des Trails,  der uns normalerweise im rund drei Kilometer langem Bogen über einen Fluß und wieder zurück führen würde. Statt dessen laufen wir querfeldein, schneiden den Bogen einfach ab, in der Hoffnung an dieser Stelle auch den Fluß queren zu können…. und haben Glück, denn ein großer Baumstamm liegt genau über einer malerischen Schlucht mit angrenzendem Wasserfall.
Vorsichtig balancieren wir über den Fluß – nur nicht nach unten sehen!- und freuen uns riesig über diese schöne und gelungene Wegeinsparung. 

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Herbstlich gefärbte Wiesen und Ebenen stellen heute den Großteil unserer Strecke.

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Wer hat denn da sein Tellerchen nicht aufgegessen?

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Es wird doch deswegen nicht einen Wetterumschwung geben?
Gegen Nachmittag treffen wir auf ‚Big Sky‘, einen Sektion Hiker,

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Boston Bones und Big Sky

mit dem wir bis zum frühen Abend weiter wandern.
In Gespräche vertieft vergeht die Zeit doch viel schneller und Boston Bones wird von den Schmerzen in seinem Knie, das er sich gestern verdreht hat (ja, das hat jetzt auch noch gefehlt 😦 ) ,  wenigstens etwas abgelenkt.
Big Sky entscheidet sich für ein frühes Camp am Fluß. Wir humpeln noch ein wenig weiter bis zu den North Fork Meadows.

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North Fork Meadows

Es dämmert bereits als wir endlich einen passenden Baum gefunden haben und unser Essen sicher in knapp drei Meter Höhe baumelt.
Auch heute wimmelte es von Tatzenabdrücken im Sand (heute Schwarz- UND Braunbärspuren!), Kratzspuren an Bäumen und Knochenresten am Wegesrand. Doch wann sehen wir endlich die dazugehörigen Bären?

Maximaltemperatur 55 Grad Celsius
Nachts 0 Grad Celsius
Maximalhöhe 2647 Meter

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147. Tag (tatsächlich wieder on trail) Mi 09.09.2015

Alles Gute zum Geburtstag, Andrea! Auch vom US-Flöckli! 🙂

Hurra es geht wieder weiter. Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel.
Doch zuerst heisst es Abschied nehmen von Liz und ihrem ‚The Black Bear Inn ‚. 

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Die gemütlichen Zimmer mit all den großen und kleinen Teddybären

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, die abendlichen Lagerfeuer unten am Fluß  aber vor allem die Herzlichkeit und Großzügigkeit von Liz werden mir für immer im Gedächtnis bleiben.
Thank you very much Liz!

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Abschiedsfoto mit Liz

Glenn bringt uns zum Trail.
Vorbei am Brooks Lake und

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Brooks Lake

unzähligen Häufchen Bärendreck gelangen wir abends zu unserem Camp. Abseits des Weges, der nachts von Bären und anderen Tieren frequentiert wird, schlagen wir unser Lager auf, hängen die Lebensmittel und alles was lecker duftet in einen Baum und packen uns warm in die Schlafsäcke ein. Boston Bones hat nur leichte Beschwerden mit seinem Bauch. Da wir nun aber knapp zwei Wochen untätig waren spüren wir unsere Muskeln, Knochen und Gelenke.
Für mich fühlt es sich fast so an wie am ersten Tag auf dem CDT. Selbst die Druckstellen am Hüftspeck spüre ich wieder.
Na ja, das legt sich hoffentlich schnell wieder.

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So, ich werde jetzt versuchen zu schlafen. Mal sehen wie weit ich damit bei dem Lärm da draußen (knackende Äste, raschelndes Laub, Schritte….  aber noch kein interessiertes Schnauben und Schnüffeln am Zelt) komme.

Liebe Grüße hinaus in die sternenklare Nacht…

Eure Dr. Hikinstein

Maximaltemperatur 36 Grad Celsius
Maximalhöhe 2823 Meter

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146. Tag (Ausflug zum Yellowstone National Park) Di 08.09.2015

Wir sind heute doch noch nicht auf den CDT zurück gekehrt. Glenn’s Angebot, uns den Yellowstone National Park zu zeigen, konnten wir einfach nicht ablehnen. Zu Fuß (auf dem CDT) werden wir, in ein paar Tagen, nur einen Bruchteil des Parks zu Gesicht bekommen.

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Mit Glenn an den Kepler Cascades

So geht es heute mit dem Auto auf Sightseeingtour und wir reihen uns, hinter den vielen anderen Besuchern des Parks, in die Autoschlangen ein, die sich jedesmal bilden, sobald ein Fahrer ein Tier am Wegesrand erspäht.
In Old Faithful Village warten wir mit Hunderten auf die Eruption des Old Faithful, eines Geysir, der etwa alle 90  Minuten sein heißes Wasser in den Himmel schiesst.

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Old Faithful

Weiter geht es durch den Park. Eine Bisonherde kreuzt die Strasse nur wenige Meter vor uns. Immer wieder sehen wir diese stattlichen Brocken nur unweit der Wege. Ebenso treffen wir, quasi hautnah, auf Rehe, Hirsche und Elche die unerschrocken, an die jährlich Millionen Besucher gewohnt, direkt neben der Straße äsen… nur Bären sehen wir immer noch keine.
Das geht doch nicht mehr mit rechten Dingen zu! Vielleicht sollten wir doch mehr auf die Körperhygiene achten. 😉 Bären haben ja einen sehr empfindlichen Geruchssinn.

Bis bald

Eure Dr. Hikinstein

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Morgen soll’s weitergehen…

Zuallererst: Boston Bones geht es wieder gut! Die Nähte kneifen noch ein wenig, doch er fühlt sich fit genug auf den CDT zurück zu kehren.
😀

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Eine süße kleine Isetta... in Riverton

In der Zeit des Wartens konnte ich ordentlich an Gewicht zulegen und mir einen Speckring anfuttern, was, angesichts der vereinzelt einsetzenden Schneefällen und der sinkenden Temperaturen oben in den Bergen, nur von Vorteil sein kann. Und BB hat, nach den Tagen der Schmerzen und des Hungerns, zumindest sein Gewicht halten können.
Während der langen Zeit im Motel konnten wir unsere Kochkünste – unter Einsatz primitivster Mittel – ausbauen und sind mittlerweile wahre Meister im ‚Mikrowellen-Kochen‘.

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Pasta, Kartoffeln, Gemüse, Fisch mit Panade, Hummer…. alles kein Problem.
🙂

Glenn, ein Trailangel aus Dubois, holt uns heute in Riverton ab und bringt uns nach Dubois,  zum ‚The Black Bear Inn‘,  dem gemütlichen, liebevoll gestalteten Motel von Liz zurück, die uns mit ihrer enormen Gastfreundschaft erneut überrascht.
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Thank you very much, Glenn, for driving us so many miles, for taking care of us all the time!
Thank you so much, Liz for all your hospitality!

Die letzten Tage haben wir unsere Rucksäcke ausgemistet, um noch mehr Gewicht einzusparen. Boston Bones soll es langsam angehen lassen und nicht so schwer tragen wie bisher. Einen Teil der Ausrüstung werden wir morgen mit der Post vorausschicken und ich werde noch etwas von Boston Bones Ausrüstung in meinen Rucksack packen.
Dann kann es eigentlich wieder losgehen.
Hoffen wir mal, dass uns nun keine körperlichen Leiden mehr aufhalten werden, das Wetter weiterhin ‚hält‘ und wir noch viele schöne Tage auf dem CDT zubringen können.

Liebe Grüße
Eure Maria