Kategorie: f) Mai-2015

46. Tag (on trail) So 31.05.2015

Rehe, Hirsche, Antilopen,  Mustangs, Hiker. Alle da!
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Stabby,
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Nick,
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Birddog, Kiddo,
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Banjo, Jenny und Seth, Roughy und noch ein Hiker kommen uns, einer nach dem anderen, entgegen. Ansonsten sieht man in dieser Gegend keine Menschenseele.

Landschaftlich gefällt es mir hier, im Great Divide Basin – dem großen Becken von Wyoming – , bisher am besten. Auch wenn es keine Bäume,  sondern nur die besagten ‚Sage‘-Sträucher, Gras und hier und da eine Erdölpumpe gibt ist es doch sehr reizvoll.
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Ewiger Weitblick, große Ebenen, geschwungene Hügel und alles gesäumt von Bergen. Und ich habe   das große Glück diese Gegend bei noch angenehmen Temperaturen und -aufgrund der diesjährigen,  reichlichen Niederschläge – mit ausreichend Trinkwasser zu durchwandern.
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In ein zwei Monaten wird sich diese Gegend in eine trockene, heiße Wüste verwandeln. Einen kurzen Vorgeschmack darauf gab es Nachmittags, als uns die Sonne unangenehm auf den Pelz und Rucksack brannte.
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Ach ja, ich habe mittlerweile eine bessere Übersetzung für ’sagebrush‘ gefunden: Wüsten-Beifuß.

Auch schön auf dieser Strecke war der Ausblick auf Wyomings schneebedeckten ‚Windys‘, eine Berggruppe, die wir in ein paar Monaten wiedersehen und besteigen werden.

Abends bin ich sehr müde und an meinem rechten kleinen Zehen hat sich tatsächlich eine Blase gebildet.  Die erste!!! Vermutlich wegen dem vielen Sand in den Schuhen, .. aber wer weiß…die neuen Schuhe sind nicht ganz so gut durchlüftet wie das alte Paar.
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Nachts 7 Grad Celsius
Maximaltemperatur 41 Grad Celsius

45.Tag (on trail) Sa 30.05.2015

Ja, das Zelt war klatschnass. Aber ich hab‘ super geschlafen, trotz feuchtem Schlafsack.
Normalerweise wache ich mit der Dämmerung auf, sobald ich die ersten Vögel singen höre. Heute war ich aber noch am Träumen, als mich Race, bei bereits hellem Tageslicht, durch wiederholtes Rufen weckt.

Vorbei an dem noch ruhenden schwarzen Bullen, mit dem wir die Wasserstelle geteilt hatten,  zurück auf den Trail und immer geradeaus.

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Also nicht abbiegen…,

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nach rechts oder links….,

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sondern IMMER geradeaus!!!

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Auf dem Trail finde ich die ‚Fußspuren‘ einer Antilope und daneben die gleichen Spuren in ganz klein. Es ist Wurfzeit!  Bald dürften wir die ersten kleinen Hüpfer sehen.  🙂 Schon gestern lag eine Plazenta auf dem Weg und jede Menge dickbäuchige Weibchen haben sich von der Herde zum Werfen abgesondert. Ein paar Tage verstecken sich die Kleinen, während die Mutter in der Nähe wacht, dann schließen sich beide wieder der Herde an.

Und weiter geht’s. Na Ihr wisst schon…

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geradeaus!

Mehrere Herden Mustangs, ich zähle in einer Gruppe 26 Tiere, galoppieren über die Ebene, flankieren uns, laufen mit wehender Mähne und erhobenem Schweif auf den Bergkämmen entlang. Wunderschöne Tiere, in allen Farbschattierungen, die Hengste kraftvoll und elegant stellen sich immer wieder zur Schau, die kleinen, bunten Fohlen halten tapfer das Tempo der Gruppe mit. Ein herrlicher Anblick!

Wasser besorgen wir uns aus einem  kleinen See. Nicht weit entfernt befindet sich eine alte Uran-Mine. Da schmeckt’s doch gleich viel besser! Mit einem Strahlen (auf dem Gesicht) ziehen wir weiter.

Ein weiterer Flip-Flop-Hiker kommt uns entgegen.

Abends die ersten Stechmücken…und Zecken! Zwei krabbeln an meiner Hose hoch. Täusche ich mich, oder hat die eine zwei Köpfe?
Hektisch reibe ich mich mit Insektenschutz ein, checke die gesamte Ausrüstung auf Zecken und verkrieche mich in mein Zelt.
Es will heute einfach nicht dunkel werden. Wir hätten eben nicht so viel von dem verstrahlten Wasser trinken dürfen. 😉 Wie soll man denn da einschlafen?
Ach, ich weiß schon: Eine Antilope, zwei Antilopen,  drei Antilopen, vier Antilopen,  fünf Antilopen…

Eure Dr. Hikinstein

Nachts 4 Grad Celsius
Maximaltemperatur 41 Grad Celsius

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44. Tag (on trail) Fr 29.05.2015

Die kommende Etappe verläuft wieder Richtung Norden, von Rawlins nach South Pass City, und wird etwa 5-6 Tage dauern.
Heute:
Regen,

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Sonne,

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Regen,

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Sonne

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und jede Menge Weitblick.

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Ein paar neugierige Pferde,

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Spuren eines Pumas,

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ein Regenbogen

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und ein schönes,  wenn auch ungünstig gelegenes (Wiese und Wasserstelle! Feuchtigkeit! ) Camp.

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Morgen werde ich die Platzwahl sicher verfluchen, wenn ich das nasse Zelt und den klammen Schlafsack nach einer kalten Nacht einpacken muss, aber heute abend ist es einfach nur schön.  Die Sonne geht farbenfroh unter, ein riesiger, schwarzer Bulle rupft  genüsslich und geräuschvoll ein Grasbüschel nach dem anderen,  Vögel singen ihr abendliches Lied….

Euch allen auch einen so tollen Abend und eine gute Nacht!

Eure Dr. Hikinstein

P.S.: Heute kam uns ein Hiker aus dem Norden entgegen. ‚Commando‘. Ebenfalls ein ‚Flip-Floper‘ der dem Schnee in Colorado ausgewichen ist.
Auch Genny und Seth sind Richtung Süden unterwegs und kommen uns entgegen. Sie sind heute in South Pass City gestartet. Übermorgen werden wir wohl auf die beiden treffen.

Maximaltemperatur 26 Grad Celsius

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43. Tag (Rawlins) Do 28.05.2015

Erst einmal ausschlafen, frühstücken, Verpflegung für die nächste Etappe kaufen und dann…  wollten wir eigentlich schon wieder los. Aber es war schon soooo spät,  da konnten wir uns auch nicht mehr aufraffen. Statt dessen sind wir mit dem Auto losgefahren und haben uns selbst Wasser auf dem Trail deponiert, da es am ersten Tag der nächsten Etappe voraussichtlich keine Wasserquelle geben wird. Für Genny und Seth,  die ebenfalls nach Wyoming ‚geflip-flopt‘ sind, und uns vom Norden aus entgegen kommen,  haben wir auch gleich vorgesorgt.

Heutiger Höhe- bzw. Tiefpunkt war der
Besuch des Wyoming Frontier Prison, dem ehemaligen Gefängnis in Rawlins.

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Zu Beginn der Führung war es ja noch ganz lustig,

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wurde dann jedoch immer beklemmender und bedrückender je mehr einem bewusst wurde, dass hier ja wirklich Menschen unter übelsten Bedingungen eingesperrt waren, gelitten hatten, gequält, getötet und hingerichtet wurden.
Wenn ich die Bilder sehe wird mir jetzt noch ganz mulmig. Der Geruch, die Dunkelheit, die feuchte Kälte, die engen, muffigen Zellen, der Galgen, die Gaskammer,….  grauenvoll!!!

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Dazu noch die Berichte von Ausbruchsversuchen, Revolten, Morden unter den Gefangenen, Ermordung von Wachen, den Hinrichtungen, Folter der Gefangenen….
Nein, das war gar nicht mehr lustig!!! Und im Nachhinein schäme ich mich für das Foto in der Zelle!

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42. Tag (on trail + Rawlins) Mi 27.05.2015

Alles Gute zum Geburtstag, Inge!

Wie erwartet hat uns der Regen wieder eingeholt. Gewitter und Dauerregen die ganze Nacht… ok, nur ein paar Stunden, aber eine ‚gefühlte‘ ganze Nacht‘. 😉
Morgens hängen die Wolken schwer und dunkel über uns und in den umgebenden Bergen. Aber es regnet nicht! Noch nicht?!
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Wir entscheiden uns, nicht weiter in die Berge aufzusteigen, sondern wählen eine trockenere, schlammfreie Variante, die nahegelegene, wegen Bauarbeiten gesperrte Straße. Nur die Anwohner dürfen passieren.
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Weiter geht’s Richtung Süden.
Heute sollten wir unseren dortigen Zielpunkt erreichen an dem wir dann wieder umkehren, um zurück nach Rawlins zu trampen, falls überhaupt ein Auto vorbeikommt.
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Antilopen springen davon, bleiben stehen, beäugen uns aus der Entfernung, laufen weiter….
Nicht jede schafft es rechtzeitig zu entkommen 😉 und so kann ich wenigstens ein scharfes Bild schießen.
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Nach etwa der halben Tagesstrecke erreichen wir eine Art Straßensperre mit Bauwagen. Cindy, in eine grell leuchtende, neongrüne Signalweste gehüllt, kontrolliert hier schon seit Wochen die wenigen (wir zählten heute etwa sechs Fahrzeuge) vorbei kommenden Autos und ist heil froh, sich mit uns unterhalten zu können. Sie wohnt in Rawlins und kann uns abends wieder mit dorthin mitnehmen. Die Heimfahrt ist also schon einmal gesichert!
UND,… kurz darauf bekommen wir eine Mitfahrgelegenheit von einem Ehepaar aus Florida.image

Sie bringen uns direkt zu unserem ‚Zielpunkt‘, so daß wir, nun in gewohnter Nordrichtung, zurück zu Cindy laufen, ‚unbelastet‘, denn unsere Rucksäcke lassen wir bei Cindy zurück.
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Ich genieße die unbeschwerte Wanderung, schieße jede Menge Fotos, während mir der für Wyomings Ebenen typische Wind um die Ohren pfeift.

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Ein mir bisher unbekanntes ‚Gewächs‘ durchbricht tapfer und farbenfroh den Straßenbelag.
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Also gut,… keine Pflanze, nur Plastikmarkierungen für die Bauarbeiten.
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Noch mehr Antilopen…
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Etwa eine Stunde vor Cindys Feierabend sind wir bereits wieder am Bauwagen, machen es uns auf ihrem Pickup gemütlich und lassen Füße und Seele baumeln.

Rückfahrt nach Rawlins und Abendessen im ‚Buck’s‘. Hier hatten wir schon bei unserer Ankunft in Rawlins lecker Steaks gegessen.
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Bis demnächst an dieser Stelle…
Eure Dr. Hikinstein

Nachts 8 Grad Celsius
Maximaltemperatur 34 Grad Celsius

41. Tag (on trail) Di 26.05.2015

Heute ist der erste Hikingtag in Wyoming!
Von Rawlins aus

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ziehen wir nicht wie gewohnt nach Norden sondern Richtung Süden.

In Stadtnähe wie üblich jede Menge Müll. Ein ganzer Hausrat ist über mehrere Meilen rechts und links des Weges verteilt: Grill, Sofa, Stühle, Waschbecken, Waschmaschine, Trockner, Haarbürste, jede Menge gefüllter Babywindeln, Kartons, …

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Der auffälligste Unterschied zum bisherigen Trail:  Gabelböcke, eine nordamerikanische Antilopenart.

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Nicht nur einzeln oder zu zweit, nein… herdenweise ziehen sie am Trail vorbei. Die anfänglichen ‚aahhh‘- und ‚oohhhh‘-Rufe verklingen rasch. Nicht aber die Begeisterung diese hübschen, wachsamenTiere zu entdecken und zu beobachten. Elegante und sehr schnelle Läufer, die ich meist zuerst an ihren eigenartigen, nach Niesen klingenden Warnrufen bemerke bevor ich sie überhaupt sehen kann. Auf schärfere Bilder müsst ihr leider noch warten.

Auch mein erster Kojote war zu weit entfernt um ihn mit dem Handy ablichten zu können.

Dafür sind mir Fotos von einer Herde Wildpferde (Mustangs?) bzw. ausgewilderter Pferde gelungen. Der Hengst immer schön zwischen mir und der Herde positioniert

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während die Leitstute den Rest der Gruppe in gebührenden Abstand brachte, aber nahe genug, um auch alles mitzubekommen was die müffelnden Hiker da so treiben.

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Die Vegetation wird hauptsächlich von diesen

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kleinen Büschen dominiert, die mich sehr an Heidekraut erinnern. ‚Sage‘ genannt, übersetzt: Salbei.  Allerdings habe ich Salbei anders in Erinnerung.  Dazwischen Gräser, ein paar Blumen und einzelne Kakteen.

Die Temperaturen sind, vor allem morgens, noch angenehm kühl und es weht ständig ein frischer Wind. Wenn ich die Augen schließe komme ich mir vor wie am Meer. Die Sonne scheint, aber der tägliche Regenguss kommt sicher noch.

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Die neuen Schuhe passen bestens, verursachen keinerlei Probleme und haben sich recht schnell dem Hikeralltag angepasst.

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Meine Fersen spüre ich zwar am Abend, ich kann aber tagsüber trotzdem ohne größere Einschränkungen laufen.

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Jetzt ab in den Schlafsack…

Eure Dr. Hikinstein

Maximaltemperatur 39 Grad Celsius

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40. Tag (Fahrt nach Wyoming) Mo 25.05.2015

Weiter durch Colorado Richtung Denver.

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Auf den Ebenen jede Menge Hirschherden, die, wie wir, darauf warten, dass in den Bergen der Schnee schmilzt und sie wieder hoch auf die frischen Wiesen ziehen können.

Meinen ersten Gabelbock habe ich heute gesehen. Doch zu weit entfernt für ein Foto.

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In Denver

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Zwischenstopp um neue Schuhe zu kaufen.
Hier ein letztes Mal die alten, treuen Latschen samt Socken-Resten (den passenden Gestank dazu könnt Ihr Euch ausmalen!):

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Da sehen meine Füße doch noch frischer aus und

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erst die neuen Schuhen!!!

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Mögen sie mich viele bequeme Meilen tragen und meine gepeinigten Fersen entlasten.

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Weiter an Downtown Denver vorbei

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nach Wyoming.

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Übernachtung in Rawlins WY.

Morgen werden die neuen Schuhe  geschnürt und der CDT wieder in Angriff genommen.

Liebe Grüße in die ganze Welt.
Eure Dr. Hikinstein

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38./39. Tag (Chama + Fahrt nach Wyoming) Sa 23.05.2015 und So 24.05.2015

Samstag:
Fürs Auto sind Ersatzteile notwendig, die nach langem hin und her – hier im Ort kann sie keiner besorgen – in einer Stadt bestellt werden und letztlich von Sean, dem Sohn von Race, nach Chama gebracht werden. Er nimmt dafür eine mehrstündige Fahrt auf sich und opfert sein Wochenende. Als er am späten Abend ankommt geht’s auf zum ‚The High Country‘, Essen fassen. Eine Liveband spielt, eine Horde Hiker ist bereits da und feiert feucht fröhlich.
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Dr.J und Lott.
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Gab und Avo (das Pärchen in den ‚Flittermonaten‘), Boston Bones, Race und sein Sohn Sean.
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Lott, Avo.
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Boston Bones und Axyl.
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Boston Bones und Gab.

Sonntag:
Das Auto läuft wieder!
Erst versuchte sich Boston Bones daran (im strömenden Regen),
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letztlich musste es aber doch noch abgeschleppt werden.

Am Nachmittag brechen Race und ich dann endlich Richtung Wyoming auf.

Hier ein paar Bilder von der Fahrt durch Colorado:
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Übernachtung in Salida CO.

37. Tag (on trail + Chama ) Fr 22.05.2015

Nächtlicher Dauerregen und im Anschluß daran betrunkene Hiker, die sich lauthals über den gesamten Campingplatz hinweg unterhalten, rauben mir den Schlaf, und nicht nur mir, wie ich im Gespräch mit meinen Zeltnachbarn herausfinde.

Ich habe mich, aufgrund der Schneelage in Colorado, für einen Flip-Flop entschieden. Das heisst, ich werde zuerst nach Wyoming fahren, dort eine Etappe laufen, und danach wieder zurückkehren um Colorado, mit dann hoffentlich weniger Schnee, in Angriff zu nehmen.
Geplant ist heute ein zweitägiger Roadwalk nach Chama, um von da aus (Race hat sein Auto dort stehen) nach Wyoming zu fahren.
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Tja, es kam dann doch alles anders als gedacht. Mir tun die Füße gegen Mittag nach rund 25 km bereits ordentlich weh. Ich hoffe, das liegt nur an den abgelatschten Schuhen und wird besser sobald ich in Chama mein neues Paar Schuhe bei der Post abholen kann. Auch Race hat schon seit Tagen Probleme mit einem Fuß und sein Fußgelenk ist deutlich geschwollen.
Wir trampen den Rest nach Chama!
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Meine Schuhe sind noch nicht da!
Das Auto von Race springt nach der Fahrt zum Postamt nicht mehr an!
Es ist Freitagabend und ein langes Wochenende steht bevor (Memorial Day am Montag). Das kann ja heiter werden!
Mal sehen, ob sich noch alles zum Guten wendet.

Abends im Fosters: Boston Bones und Axyl sind auch hier. Wegen einer Sonderveranstaltung der örtlichen Dampflokomotive, angeblich auch zu Ehren der CDT-Hiker (ich glaube das ist nur ein Gerücht) , sind sie hier her getrampt, fahren aber nach der Veranstaltung wieder zurück zur Ghost Ranch , um sich dem Schnee zu stellen.
Boston Bones ist Automechaniker!!!! 🙂
Vielleicht kann er den Wagen wieder ins rollen bringen.

Ich melde mich vermutlich erst wieder in mehreren Tagen aus Wyoming.
Bis dahin….
Eure Maria

36. Tag (Ghost Ranch) Do 21.05.2015

Und weiter geht’s…

Nein, quatsch. Bin heute auch noch geblieben. Toller Ausritt  in die nähere Umgebung der Ranch zum ehemaligen Wohnhaus von Georgia O’Keeffe.
‚Ertragen‘ musste mich Dusty,  mein treues Ross.

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Schön, die Gegend mal aus einem anderen Blickwinkel und ganz entspannt sehen zu können. Ich könnte hier ewig bleiben, aber morgen geht’s weiter.

P.S.: Habe heute meinen Trailnamen erhalten: Hikenstein! 😀
Von Bosten Bones ins Leben gerufen,

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weil er meint, dass im Deutschen alles auf ’stein‘ endet.

Nun denn, Gute Nachtenstein
Eure Hikenstein

😉

Nochmal P.S.: Irgendwer hat wohl die Pferde nicht richtig eingestallt. Die rennen gerade hier am Camp vorbei…. Es ist dunkel, aber einen der Schecken konnte ich erkennen. Ob Dusty auch dabei ist?

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35. Tag (Ghost Ranch) Mi 20.05.2015

Nach einem ausgiebigen Frühstück und ein wenig ‚Büroarbeit‘  hab‘ ich an der ‚History Tour‘ teilgenommen, einer Führung zum geschichtlichen Hintergrund der Farm.

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Aufgrund der günstigen Lage und der verlässlichen, ganzjährigen Wasserquelle war der Platz schon früher für durchreisende Ureinwohner wie Tewa, Navajo , Ute und Apachen ein beliebtes Ziel.
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In den 1800ern gründete dort die Gallegos Familie eine Farm, gaben diese aber wenige Jahrzehnte später wieder auf. Danach hielten der Mythos über Vivaron, einer riesigen, kinderfressenden Schlange, die spanischen Siedler fern.
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Nur ein Brüderpaar, die Archuletas, Kopf einer Bande von Viehdieben und Mördern, ließen sich nicht abschrecken und fanden dort ein ideales Versteck für ihre Gang.
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Den Nachbarn fehlte es an Mitteln und Möglichkeiten etwas gegen die Bande von Dieben zu unternehmen. Erst als es unter den beiden Brüdern aufgrund eines Betrages von Gold zu Streitigkeiten kam, und dabei ein Bruder den anderen mit der Axt erschlug, machte sich eine bewaffnete Gruppe der Einwohner auf den Weg und griff das Versteck an. Der verbliebene Bruder und der Rest der Bande wurde an einem heute noch vorhandenen Baum aufgeknüpft.
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Die ‚Ranch of the Witches‘, wie sie ab nun genannt wurde wanderte durch den Besitz mehrerer spanischer Familien, doch niemand wollte dort wirklich leben.
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Erst 1931 zog wieder jemand dort ein: Caroline Bishop Stanley, welche die Besitzurkunde von ihrem Ex-Mann (dieser gewann die Ranch bei einem Pokerspiel) Jahre zuvor erhalten hatte, und nun nach ihrer Scheidung hier her zog.

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Auch sie blieb nur kurze Zeit (sieben Jahre), prägte jedoch deutlich das heutige Erscheinungsbild und gab der Ranch ihren heutigen Namen ‚Ghost Ranch ‚.

Unter ihrer Verwaltung entstanden zahlreiche Gebäude für bis zu zwanzig Gäste. 1937 musste sie die Ranch aufgrund der Großen Depression an Arthur Pack verkaufen, der das nötige Kleingeld dafür hatte die Ranch durch diese wirtschaftlich schwierige Zeit zu bringen.
Mitte der 50iger wollte Pack den Besitz an der Ghost Ranch aufgeben, diese aber nicht an privat verkaufen. Sie sollte nicht nur für eine handvoll Privilegierter zur Verfügung stehen sondern der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und als Ort der Bildung und des spirituellen Rückzugs dienen. Und so vermachte er das Anwesen der Presbyterianischen Kirche als Geschenk, die auch heute noch die Ranch leitet und gestaltet.
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Nach der ‚History Tour‘ erst einmal Mittagessen in der Dining-Hall, die früher als Flugzeughangar diente.
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Danach noch ein Abstecher in das kleine Museum, denn die Ranch ist ebenfalls bekannt für die Funde von Dinosaurierknochen.
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In der sogenannten Chinle Formation, dem rötlichen Sedimentgestein an der Basis des Cliffs, das ursprünglich komplett unter Wasser lag und erst durch das Anheben der Erdkruste zum Vorschein kam wurden zahlreiche Fossilien entdeckt. Flüße haben sich dann in vielen Jahren durch das Gestein gefressen und dadurch das heutige Erscheinungsbild mit Cliffs und  Hochebenen erschaffen.
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Genug Bildung für heute!
Jetzt geht es ab zur… na, ratet mal… Massage!!! Uuuiiihh !!! Herrlich!!!
Mein Tag ist perfekt!

Dazwischen natürlich immer noch der Hiker Alltag. Hiker kommen und gehen. Mein Zelt macht ein wenig Ärger: der Reißverschluss schließt nicht immer richtig. Und das jetzt schon nach erst einem Monat?! Ich hoffe es liegt nur an ein paar Sandkörnern.
Und mein Schlafsack will auch nicht so, wie ich es will. Er ist morgens immer etwas feucht und ich muss ihn fast täglich zum trocknen auslegen. Mal sehen, wie ich mit diesen Problemchen vorgehen werde.

Euch alles Liebe und Gute da draußen, im Rest der Welt 🙂

Eure Maria

34. Tag (on trail + Ghost Ranch) Di 19.05.2015

Leute, das war eine Nacht!! Gewitter und stundenlanger Dauerregen zogen über uns hinweg. Was abends in der Ferne noch schön anzusehen war, raubte mir in der Nacht den Schlaf. Immer wieder habe ich überprüft, dass auch ja kein Wasser ins Zelt läuft. Es hat super dicht gehalten! Blitze überall! Irgendwann war das ganze dann vorbei und ich hatte Kopfweh. Wieso auch immer.

Morgens dann die Ruhe nach dem ‚Sturm‘. Wolken und Dunstschleier hängen in den Bergen,

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die Sonne kriecht langsam über die Bergkämme. Der Rio Chama ist deutlich angeschwollen und sein schlammig  braunes Wasser strömt das Tal hinab.
Die Straße, auf der wir heute noch knapp 16 Kilometer zur Ghost Ranch laufen werden, ist total aufgeweicht. Erneut schleppen wir pfundweise Lehm an Hosen und Schuhen mit uns herum. Es bleibt aber im erträglichen Rahmen.

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Einmal bekommen wir noch einen Regenschauer ab, werden dafür aber mit einem prächtigen Regenbogen belohnt.

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Auf den letzten Kilometern zur Ghost Ranch treffen wir Nick und gehen gemeinsam weiter auf einem kleinen Pfad, über eine lustig auf und ab hüpfende Hängebrücke. Vor mir Nick,

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hinter mir Race und

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ich auf und ab hüpfend dazwischen.

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Die Ghost Ranch ist ein heiß ersehnter Treffpunkt der Hiker. Übernachten, Duschen und Waschen können wir auf einem kleinen Campingplatz.
Wichtiger aber noch: Dreimal täglich kann man beim All-You-Can-Eat zuschlagen.

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Wir sind natürlich nicht die einzigen Gäste hier, denn die Ghost Ranch, landschaftlich wunderschön eingebettet,

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ist eigentlich ein Bildungs- und Veranstaltungsort. Hier werden Workshops zu zahlreichen Themen angeboten. Archäologie, Paläontologie und Geologie bieten sich hier geradezu an. Weiterhin gibt es Musikworkshops, Workshops zu Religiosität und Spiritualität, Malerei, verschiedene Kunsthandwerke, Yoga,…..
Die Künstlerin Georgia O’Keeffee ist eng mit der Geschichte der Ghost Ranch verknüpft und überall kann man Kopien ihrer Bilder sehen.

Neben speziellen Programmen für Kinder werden Rafting auf dem Rio  Chama, Reitausflüge, Archäologische Führungen,  Führungen über die Farmgeschichte, Führungen zu den Drehorten der zahlreichen Filme die hier produziert wurden,  angeboten.
Und noch viel mehr. Ich könnte hier Wochen verbringen – wenn nicht länger- ohne mich zu langweilen.
Und so füllt sich die ‚Dining-Hall‘ zur Essenzeit  recht schnell mit Menschen jeden Alters, die aus unterschiedlichen Richtungen und Workshops heranströmen. Und mitten drin der etwas wilder und bunter erscheinenden Haufen hungriger Hiker.
Ein faszinierender und anziehender Ort.

An Hikern sind da: Mij, Genny und Seth,  Nick, Race, Banjo, Dan und seine Freundin, Stabby und noch zwei weitere die ich noch nicht gesehen habe.

Ich genieße den Tag, die Stimmung dieses Ortes, das entspannte Treiben der anderen Hiker und natürlich das Essen. 😀
Morgen werde ich mir die Ranch genauer ansehen. Hier gibt es so viel zu entdecken. Ich würde am liebsten jetzt schon loslegen, aber es ist zehn Uhr abends und ich sollte erst noch eine Runde schlafen. 😉

Gute Nacht!
Eure Maria

P.S.: Banjo und sein Dinosaurier-Zelt 😀

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33. Tag (on trail) Mo 18.05.2015

Brrrrr, das war eine kalte Nacht. Eis auf dem Zelt, die Schuhe und Socken ebenfalls eisverkrustet.
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Nach etwa 15 Minuten erreiche ich den Bach, an dem ich Wasser nachfülle. Überall stehen Zelte. Die anderen waren also doch noch nicht so weit weg wie gedacht.

Race kommt kurz danach auch zur Tränke und wir laufen uns gemeinsam beim ersten Anstieg des Tages warm. Hinter dem Berg wird’s wieder richtig schön. Tolle farbige Felsformationen.
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Leider auch direkt wieder der nächste anstrengende Anstieg mit reichlich Sonnenschein. Danach tun mir ordentlich die Füße weh, aber ab jetzt geht es hauptsächlich abwärts (weniger gut für die Knie!).
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Gegen Mittag holen uns die anderen Hiker erneut ein.

Nach einem ewig langen Abstieg gelangen ich und Race, der Probleme mit seinem Fuß hat, in ein kleines schönes Tal mit Bachlauf, von dort auf eine weite von Bergen umgebene Ebene an deren Ende wir auf einer Brücke den Rio Chama überqueren.

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An einem Trailhead mit wundervollem Ausblick über die gerade noch durchwandert Ebene schlagen wir unsere Zelte auf.
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Was für ein Aussicht. Der Wind jagt in der Ferne Gewitterwolken vorbei, Rinder ziehen grasend über die Ebene, Schwalben stürzen sich in tollkühnen Manövern auf Insekten, der Rio Chama rauscht unter uns vorbei, die Luft ist angenehm warm, so dass ich mein Zelt noch lange offen lasse, um diese Pracht weiter genießen zu können.

Aber das ist noch nicht alles! Ein Tagesausflügler bietet uns Essen und Trinken an. Mmmmhh, lecker Käse und Bier (deutsches!).

Ich bin satt und zufrieden.
Gute Nacht!
Eure Maria

32. Tag (on trail) So 17.05.2015

Juhu, gutes Wetter. Nach den ganzen Regen-, Schnee- und Graupelschauern der letzten beiden Tage. Es kann weiter gehen.
Die Spannung steigt. Wieviel Schnee liegt hier auf der ‚Probestrecke‘ zur Ghost Ranch? Welche Qualität hat der Schnee? Ist er einfach zu laufen? Probestrecke deswegen, weil es nach der Ghost Ranch erst richtig hoch hinaus gehen wird und dort noch um einiges mehr Schnee liegen wird.

Race holt mich um 8.30 Uhr an meinem Motel zum Weiterwandern ab.

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Zuvor hab‘ ich schon Nick vorbeiziehen sehen und Banjo ist auch bereits wieder auf dem Trail.

Jetzt wollen wir doch mal sehen was da oben so alles an Schnee liegt.

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Zuerst nicht allzu viel.  Vielleicht an die 10 – 20 cm. Aber alles angetaut, weich, matschig und nass. Hinzu kommt die ein oder andere Bachüberquerung mit eiskaltem Schmelzwasser.

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Oben angekommen treffen wir auf Nick und Banjo bei ihrer Pause.

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Es ist gut, dass die beiden vor uns gelaufen sind. So konnten wir einfach den Fußstapfen folgen. Der Weg ist unter dem Schnee streckenweise nicht auszumachen und ich bin dankbar für mein GPS, dass uns immer wieder während des Tages auf den rechten Weg zurückführt.

Noch während wir alle beisammen sitzen kommt ein weiterer Hiker,  ich meine er nennt sich ‚Stabby‘, dazu.
Nun geht es zu fünft weiter. Ganz schwach sind noch die Fußspuren von Mij im Schnee auszumachen. Er ist gestern alleine bei miserablenm Wetter losgelaufen. Respekt!

Nun wird der Schnee stellenweise höher und wir sinken immer wieder knietief bis hüfthoch ein.
Einmal muss ich mich auf den Bauch legen, damit ich mich robbend  überhaupt wieder aus dem Schnee befreien kann.

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Noch zwei Hiker stoßen zur Gruppe und es geht zu siebt weiter.
In einer kurzen Pause wird rasch ein Hiker-Schneemann gebaut.

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Ich kann mit dem Tempo der Truppe nicht mithalten und falle immer wieder zurück. Da sich die Truppe jedoch häufiger ‚verfranst‘ und stehen bleiben muss, weil sie nicht weiter weiß,  kann ich wieder aufschließen und mit dem GPS aushelfen. Sobald es aber beim Abstieg unter die Schneefallgrenze geht sind alle weg. Nur Race hat noch auf mich gewartet und so haben wir den Tag,  wie wir ihn begonnen hatten, auch gemeinsam beendet.

Ein anstrengender Tag mit durchgehend  nassen Füßen. Nicht einer meiner Favoriten!
Und ich habe für mich entschieden nach der Ghost Ranch nicht in die Berge hochzuziehen sondern einen ungeliebten Straßenlauf – um den Schnee herum- nach Chama vorzunehmen. Oder doch nicht? Ach, ich weiss nicht…
In Chama muß ich eine weitere Entscheidung treffen. Warten bis der Schnee weiter geschmolzen ist und dann aufsteigen in die hohen Berge Colorados oder einen sogenannten  Flip-Flop durchzuführen, d.h. Colorado erst einmal auslassen, nach Wyoming reißen, den dortigen Abschnitt wandern und im Anschluß Colorado nachholen.

Bis dahin ist noch ein paar Tage Zeit und vielleicht ändert sich ja das Wetter noch zu unseren Gunsten.

Minimum Tag 10 Grad Celsius
Maximaltemperatur 36 Grad Celsius

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31. Tag (Cuba) Sa 16.05.2015

Das Wetter ist wieder sehr wechselhaft.  Ich bleibe noch einen Tag.

Lecker Frühstück mit Boston Bones und einem Hikerpärchen (Avo und Gabby) auf ‚Flitterwochen‘, na ja eher ‚Flittermonate‘.
Mittlerweile sind noch ein ganzer Haufen weiterer Hiker eingetroffen, darunter auch Nick und Axyl. Ich denke das Motel ist nur mit Hikern belegt. Die Zimmertüren stehen offen, man trifft sich auf dem Hof zu einem Bierchen (der ein oder andere hat bereits mehrere intus und wird morgen sicher nicht mehr loswandern können) und tauscht sich über Erlebnisse und Trailbedingungen aus.
Abendessen mit: Axyl, Boston Bones,  Race, Banjo und Nick.

Danach noch ein, zwei Bierchen mit Boston Bones und Axyl.

Morgen sollte es weitergehen können,  wenn denn der Wetterbericht verlässlich ist.

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30. Tag (on trail + Cuba) Fr 15.05.2015

Müde, müde, müde!
Heute Nacht habe ich nicht gut geschlafen. Einmal musste ich raus, weil die Blase nicht mehr Volumen aufnehmen wollte. Zuhause ist das ja kein Problem.  Kurz aufstehen, das wohltemperierte Örtchen aufsuchen und ab zurück ins warme, saubere Bett. Nun ja, hier draußen läuft das alles etwas anders ab und man überlegt sich zweimal, ob sich die Blase nicht doch geirrt haben könnte: Aus dem Schlafsack und Schlafsackliner schälen, die sauberen Schlafsocken ausziehen, Klopapier/Tuch mitnehmen, Innenzelt öffnen, Schuhe ausklopfen (Skorpione o. ähnliches!) und anziehen (egal ob nass oder trocken) Außenzelt öffnen und mit Taschenlampe die Umgebung absuchen (Tiere da?!), raus (egal ob kalt oder nass),  evtl. Zelt verschließen (bei starkem Wind, Regen, Insekten), Platz suchen, Loch graben (mit Schuhen, Holzstück, Stein,…), auf Windverhältnisse achten 😉 , Hosen runter,  Blasendruck ablassen, abwischen, Hosen hoch, Loch zu schütten, zurück zum Zelt, aufmachen, vorsichtig ohne Dreck mitzunehmen hinein, Außenzelt schließen, Schuhe ausziehen, Füße säubern, Schlafsocken anziehen, Innenzelt schließen, zurück in Schlafsackliner und Schlafsack. Einschlafen und möglichst durchschlafen! Wenn man nicht, wie diese Nacht, durch ein Gewitter vorzeitig geweckt wird.

Egal, denke ich mir, ich hab‘ ja nur noch ein paar Meilen bis nach Cuba. Fröhlich, mit der Aussicht auf Essen und ein  weiches Bett, ziehe ich los. Doch bald schon wird die Freude getrübt.
Je näher ich an die Stadt heran komme um so dreckiger und verwahrloster wird die Umgebung. Gut, generell ist das nichts Neues und unterscheidet sich auch nicht zu anderen Ländern, aber so was hab‘ ich noch nicht gesehen.  Müll, Sperrmüll, Sondermüll,  einfach in die Gegend gekippt. Alte Kühlschränke, Autos, auslaufende Fässer. Das scheint hier keinen zu stören oder zu interessieren.  Vorbei an Baracken, Hüttchen,  notdürftigen Unterkünften, alten Wohnwägen, Wellblech-Holzkreationen. Dazwischen verlassene, vor sich hingammelnde Ruinen.

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Und ja! Hier wohnen Menschen!

Auf der Straße, direkt vor einer dieser selbstgezimmerten Wohnbarracken, ein überfahrener, aufgegaster,  grün-schwarz verfärbter Hund. Ein bestialischer Geruch eilt im voraus. Die Anwohner ( vermutlich gleichzeitig die Besitzer, denn Hunde gleichen Typs rennen kläffend im ‚Garten‘ herum) scheinen weder ihren Hund zu vermissen noch sich am Gestank vor ihren Fenstern zu stören.

Ich fühle mich auf diesem Roadwalk sehr unwohl, widerstehe dem Drang Fotos zu machen und versuche jeglichen Blickkontakt mit den Anwohnern zu vermeiden. Ein paar  Besoffene (9.00 Uhr morgens!) gröhlen mir aus einer Zufahrt hinterher. Junge, Junge!
Auf der anderen Straßenseite steigen, als ich vorbei eile, gleich fünf Geier in die Lüfte. Wer weiß, was oder wer hier zum Verrotten zwischen Müllbergen und ‚Wohnungen‘ liegen gelassen wurde.
USA, Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Die Skala scheint leider auch nach unten hin ‚unbegrenzt‘.
Armes Amerika!

Komischer Weise finden sich zwischen all dem Müll und Gammel immer wieder einzelne recht hübsche Häuschen. Aber was bringt einem das bei einer solchen Nachbarschaft?

Nun ja, das waren die ‚Siedlungen‘ vor der Stadt. Das wird sich sicher noch bessern?!

Oder doch nicht? Seht selbst:

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Egal, ich hab‘ ein Bett, und Essen. Eine Erkundung der Stadt, über das Aufsuchen des Supermarktes und diverser Restaurants hinaus, entfällt, und ist sicher auch kein großer kultureller Verlust.

Genny und Seth sind hier, ziehen aber heute weiter. Desweiteren sehe ich Banjo und Mij. Race trifft kurz nach mir ein und nachmittags wird Boston Bones von zwei Einheimischen vorgefahren. Er ist vom Weg abgekommen und sie haben ihn unterwegs aufgelesen.

Abends gemeinsames Essen mit Mij, Race und Banjo.

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29. Tag (on trail) Do 14.05.2015

Herrlich! Ein solcher Anblick direkt nach dem Aufstehen!
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In einer paar Meilen soll es eine Viehtränke geben. Hoffentlich bekomme ich dort gutes Wasser.

Nein, kein Wasser da. Alles ausgetrocknet.  Also setze ich mich hin und filtere das gestrige Wasser durch eines meiner Schlauchtücher. Danach kommt der Steripen (UV-Behandlung) zum Einsatz. Vorsichtshalber, und weil das Wasser trotz allem noch trübe ist, gleich dreimal. Und jetzt runter mit dem Zeug. Würg! 😦
Zum Glück ist es heute bewölkt und es weht eine frische Brise. So werde ich nicht allzuviel Wasser benötigen.
Vorbei an bizarren Felsformationen mit ihrer unterschiedlichen Schichtung geht es wieder hoch auf 2000 Meter… und wieder runter, und wieder hoch, und…
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Es ist schon beeindruckend wenn man bedenkt wie alt diese Felsen sind und wie sie nach und nach durch Wasser und Wind geformt und verändert wurden. Ich reise sozusagen beim Hoch- und Runterklettern durch die Zeit, durch die Vergangenheit.  Oben auf, oftmals ein Sandsteinbrocken der aussieht, als hätte ihn da jemand fälschlicherweise oder zur Gaudi abgestellt. Und so warten die Brocken darauf, dass der poröse Sockel weiter ausgewaschen wird und sie endlich der Schwerkraft Folge leisten können – hoffentlich ohne dabei einen Hiker unter sich zu begraben. 🙂
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Immer wieder Blicke ich zurück über das Tal in Richtung der Berge, der Felsen, von denen ich gestern noch herabgestiegen bin.
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Wisst ihr was das hier ist?
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Ich dachte die ganze Zeit es wäre einfach ein sehr hübsch anzusehende Stück altes Holz bis ich mir heute diesen alten Kaktus etwas näher angesehen habe.
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Ein Kaktus-Skelett! Wenn man das denn so nennen kann. Und ich laufe die ganze Zeit daran vorbei…

Völlig überraschend und deswegen um so erfreulicher: Ein Wassercache! Mit gutem, sauberem, leckerem, glasklarem Wasser, Äpfeln, Nussriegeln und Mandarinen.
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Ahhh… das war jetzt genau richtig.
Leicht und beschwingt und der Sorge um Wasser entledigt ziehe ich weiter durch die wunderschöne Felsenlandschaft,
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passiere mehrere alte Windmühlen und  einen kleinen See,
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und bestaune immer wieder die Farben- und Formenpracht der Steine.
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Kurz vor ‚Feierabend‘ der letzte Anstieg. Und der hat es in sich!
Steil mit sehr abenteuerlichem Pfad. Verschärft durch einen ordentlichen Wind. Ich mache mir jedesmal fast in die Hosen vor Angst wenn eine neue Böe nach mir greift. Nur nicht nach unten sehen, nur nicht nach unten sehen!  Mein Herz schlägt mir bis zum Halse. Und der Weg nach oben scheint nicht aufhören zu wollen. Und wieder reißt der Wind an mir… ich würde mich am liebsten in einen Felsen krallen, nie wieder los lassen und eine Runde weinen. Aber der Fels ist ja aus Sandstein und somit wäre es nur eine Frage der Zeit, bis ich mich selbst durch meine Tränen sozusagen aus dem Fels geheult hätte. 😉
Irgendwie – wie auch immer- bin ich doch noch lebend oben angekommen. Fotos habe ich während des Aufstiegs keine gemacht. Das müsst Ihr mir schon nachsehen. Aber das Bild von oben vermittelt einen Eindruck.
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Voller Adrenalin ging es dann zügig weiter. Durch Sand. Hier oben hat man den Eindruck man sei am Meer, so viel Sand. Wie in den Dünen.
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Wäre da nicht rechts von mir noch immer der gähnende Abgrund.

Das kann ja noch lustig werden! In Colorado wird es deutlich höher und steiler hinauf gehen und ich nässe hier schon bei diesem ‚Hügelchen‘ beinahe ein. 🙂

Mein Camp errichte ich in sicherer Entfernung von den Klippen und freue mich über das bestandene Abenteuer. Kojotengesänge umgeben mich und hallen durch Täler und Schluchten.
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Mal sehen, wovon ich heute Nacht träume. Hoffentlich nicht von unbezwingbaren Höhen. 😉

Gute Nacht!
Eure Maria
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P.S.: Da ich mein Hals-Schlauchtuch heute als Wasserfilter verwendet und im Anschluß zum Trocknen an den Rucksack gehängt habe, ist mein einst schneeweißer Hals und Nacken nun krebsrot! NIEMALS die UV-Strahlung bei bewölktem Himmel unterschätzen! Ich hatte einfach nicht mehr daran gedacht. 😦

Nachts 9 Grad Celsius
Maximaltemperatur 27 Grad Celsius

28. Tag (on trail) Mi 13.05.2015

Heute gab’s die Entschädigung für gestern! Und zwar reichlich.

Geregnet hat es tatsächlich noch die ganze Nacht. Morgens also das Zelt nass eingepackt, in nasse Schuhe und Hosen geschlüpft und los.
Noch ein wenig an der Schlammstraße entlang geschlittert und dann endlich wieder trockener Trail.
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Als die Sonne (es hat den ganzen Tag NICHT geregnet!) hoch genug steht packe ich alles, was klamm und feucht ist, zum trocknen auf die Leine, rühre mir einen kalten Kartoffelbrei an und warte.
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Weiter geht’s auf einem Plateau (auf ca. 2400 Meter Höhe) von dem aus sich immer wieder kurze Einblicke hinab auf die weite Ebene bieten.  Aufgrund der exponierten Lage sind hier oben einzelne Wäldchen abgebrannt (Blitzschlag)  oder vom Sturm niedergemäht.
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Dann der Abstieg ins Tal. Ab hier ist die Strecke ein wahrer Augenöffner. Ich kann mich gar nicht genug satt sehen. Ein wahnsinns Weitblick über Canyon, einzelne Berge, schroffe, steile Felsenklippen, in der Ferne ein schneebedeckter Berg… und eine neue Echsenart. Aber seht selbst.
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Unten angekommen (jetzt auf knapp 1900 Metern) quere ich das Tal, vorbei an ein, zwei Bergen, die ich vorher noch von oben gesehen habe. Wasser finde ich leider kein allzu gutes. Die angekündigte Quelle am Cerro Del Ojo Frio (Berg) ist total verdreckt, so dass ich mich lieber aus einer schlammigen Pfütze bediene. Kurz darauf finde ich einen kleinen See (wie kommt denn der da hin?). Das Wasser ist weniger trüb, schmeckt aber komisch.
Nach einer schlammigen Flußüberquerung des Arroyo Chico am Abend
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geht’s auf der anderen Seite des Tales wieder nach oben.
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Fast trete ich auf eine Klapperschlange, die die letzten Sonnenstrahlen des Tages geniesst und gar nicht daran denkt, mich durch klappern zu warnen. Sie scheint mir sehr träge, reagiert kaum auf mich. Ich denke sie steht kurz vor der Häutung. Die Augen sind trübe und das Schuppenkleid sieht auch sehr matt aus. Auch wenn sie nicht sonderlich droht mache ich trotzdem einen großen Bogen um sie.
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So weit mein Tag. Ein Camp mit Aussicht, jede Menge tolle Eindrücke und Bilder… nur das Wasser ist immer noch trübe und schmeckt, auch mit Multivitamintabletten aufgepeppt, nicht.
Vielleicht finde ich morgen was Besseres.

Ciao, Eure Maria.
P.S.: Heute keine Menschenseele gesehen.
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Nachts 7 Grad Celsius
Maximaltemperatur 44 Grad Celsius

27. Tag (on trail) Di 12.05.2015

Den heutigen Tag könnte ich getrost streichen.
Das kurze Stück Trail morgens am Berg entlang war ja noch schön, danach folgt jedoch erneut meilenweiter Straßenlauf. Auf Geröll! Sehr unangenehm für die Füße! So weit es geht versuche ich auszuweichen, doch letztlich müssen meine armen Füße leiden.
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Und ab 14.00 Regen, Graupel, Gewitter.
Gewitter von allen Seiten.
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Für den Rest des Tages, was sage ich, … bis in die späte Nacht hinein.
Die sonst knochenharte und staubtrockene Straße verwandelt sich in eine einzige Schlickbahn. Mit gefühlten drei Kilogramm Lehm an beiden Schuhen läuft es sich doch gleich viel erdverbundener. War das eben eine Schnecke, die da an mir vorbei gerast ist??? Immer wieder gerate ich ins Rutschen und ringe mit dem Gleichgewicht.
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Von den Füßen bis hoch zu den Knien alles nass und lehmverschmiert, der Rest feucht und klamm. Wenigstens habe ich nicht gefroren.
Abends nutze ich eine kurze Pause – in der es nicht schüttet wie aus Kübeln, sondern nur ein wenig regnet – um rasch mein Zelt aufzustellen.
Raus aus den nassen Klamotten, rein in NOCH trockene.
Hoffentlich findet sich morgen eine Möglichkeit das ganze nasse Zeug zu trocknen und hoffentlich setze ich nicht über Nacht Moos an.

Eure Maria
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26. Tag (on trail) Mo 11.05.2015

Offensichtlich bin ich noch nicht so richtig vom Hiking-Fieber erfasst, denn der Abschied vom Motel fällt mir schwer. Der warme Pool, das weiche Bett, das viele Schlafen. Bleiben möchte ich aber auch nicht. Also los!

Zu viert fahren wir zur Post. Boston Bones und Axyl steigen dort aus um Pakete aufzugeben. Der Fahrer des Shuttelservice kann nicht auf Boston warten, der eigentlich mit Race und mir starten wollte. Axyl macht noch einen Tag Pause. Also werden vorerst nur Race und ich vor die Stadttore gefahren. Boston Bones wird nachfolgen.
Ein kleines Stück geht es nochmals an der Straße entlang, vorbei an einem der drei Gefängnisse die es hier in Grants gibt. Nicht unbedingt ein Hochsicherheitstrakt. Lustig laufen Kaninchen unter den Zäunen hin und her während die Insassen an verschiedenen Fitnessgeräten im Freien trainieren oder in Grüppchen zusammen stehen und sich unterhalten. Hin und wieder ist Gelächter zu hören.

Und dann endlich wieder Trail. Bergauf! Oben ein Blick zurück auf Grants ( im Vordergrund Race)
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und auf das Gefängnis.
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Vor uns Mount Taylor.
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Immer wieder treffe ich auf Race bis sich unsere Wege schließlich trennen.
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Race hat die Route über Mount Taylor gewählt. Ich habe mich für die schattige Variante um den Fuß des Berges herum entschieden.
Der Weg gefällt mir ganz gut, ist abwechslungsreich.
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Am frühen Abend kommen mir drei Hirschkühe auf ihrem Weg zur Tränke entgegen. Sie können mich offensichtlich nicht wahrnehmen. Der Wind steht günstig und ich bewege mich nicht.
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Erst als der Wind dreht zucken sie zusammen und rennen wie die angesengten Säue davon. Und das obwohl ich mich so gründlich geschrubbt hatte. 🙂

Bei einer Pause bemerke ich, dass mein erstes Paar Schuhe kaum noch Profil haben. Ich gebe ihnen maximal noch zwei Wochen. Ich halte hoffentlich länger durch. 😉

Gute Nacht
Eure Maria

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