Kategorie: e) Apr-2015

14. Tag (on trail+ Doc Campbell’s) Mi 29.04.2015

Gruß nach Hause: ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG FRANCES!

Brrrrr…. Gleich morgens bei 4 Grad Celsius in nasse Socken und Schuhe und kurz darauf auch schon die erste Flussüberquerung des Tages. Es werden noch geschätzte 100 Querungen des Gila River folgen. Nun,…  nicht alle heute.
Knapp 6 Kilometer und ich erreiche Doc Campbell’s.

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Hier hab ich mir ein Versorgungspaket hin geschickt. Es ist noch geschlossen und ich nutze die Zeit mein Zelt zu trocknen, die Akkus zu laden…
Nach und nach treffen noch vier andere Hiker ein. ‚Frost‘, der am selben Tag wie ich gestartet ist, ‚Number Two‘, ‚Has no Horse‘ und dann auch Nicolas, der Australier, der heute morgen etwas später aus den Daunen kam als ich.
Als geöffnet wird, sind alle meine Klamotten trocken und verpackt. Jetzt muss ich nur noch die Vorräte holen und verstauen. Peter, der Inhaber des Ladens ist in Deutschland (Münsterland) aufgewachsen und sehr erfreut von seinem deutschen Wortschatz Gebrauch machen zu können.

Und weiter geht’s den Gila River entlang. Vorbei an den berühmten Gila Cliff Dwellings (Höhlenbauten aus dem 13./14. Jahrhundert) der Mogollon-Kultur, einer prähistorischen Indianerkultur. Später siedelten hier übrigens Apachen,  die auch die Hot-Springs, die warmen Quellen, nutzten.
🙂 Winnetou in Bademantel 😉

Am Beginn des Trail diverse Hinweis- und Warnschilder.

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Na, da wollen wir doch mal sehen…

Die anderen scheinen eine andere Route gewählt zu haben. So quäle ich mich allein den Fluß entlang. Kaum Trail sichtbar, viel laufen über Sand, Steine oder im Fluß. Anstrengend! Ich komme nur langsam voran und mir dämmert, warum die anderen einen anderen Weg gewählt haben.

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Die Schuhe dauernd nass und dreckig bis sonst wohin.

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Als Entschädigung eine bizarre, zerklüftete Felslandschaft, wunderschöne Bäume, deren Namen ich leider nicht kenne, ein Rudel Hirsche und erste Anzeichen für die Anwesenheit von Pumas.

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Plötzlich taucht Nicolas wieder auf. Er und die anderen haben tatsächlich einen Weg gewählt, der den ersten Teil des Fluß umgeht und sind über einen Seitencanyon wieder auf die Route zurück gekehrt. Nicolas hat einen geschwollen Knöchel und ist nicht so schnell wie die anderen. Er hat übrigens kurz vorher noch Mij, den Japaner (gleiches Startdatum) getroffen, der ebenfalls Probleme mit den Füßen hat und nun zurückliegt.
Der Weg ist jetzt deutlich besser und es geht wieder flotter voran. Nicolas und ich laufen zusammen, so vergeht die Zeit gleich viel schneller und wir können uns gemeinsam an der Landschaft erfreuen.
Auf dem nächsten Bild könnt ihr übrigens Nicolas sehen…

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Man muss schon genau hinsehen 🙂
Dann eben hier:

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Das abendliche Camp ist sehr überladen mit Geräuschen. Der Fluss, Grillen, Frösche und…  ich nehme mal an …  irgendwelche Vögel die hier im engen Tal die Akustik ausnutzen und ihre wie Schafsgeblöke klingende Rufe stundenlang in die Nacht rufen. Also Ruhe ist was anderes!

GUTE NACHT!

Eure Maria

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Nachts 4 Grad Celsius
Tagsüber maximal 40 Grad Celsius

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13. Tag (on trail) Di 28.04.2015

Gila River!

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In dessen gewundenem Tal bin ich heute gewandert und unzählige Male durchs Wasser gewatet um den Fluss zu queren.

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Bis zum Hintern – oder sollte ich sagen bis zur ‚Kischte‘ 🙂  – stand mir das kühle Nass. Alle technischen Geräte haben ‚dicht gehalten ‚, so wie es sein soll.
Dicke Frösche, Enten mit Küken, Fische jeder Größe, etwas großes, ‚quappiges‘,  das ich nicht zuordnen kann,

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eine sechsköpfige, hektische Gruppe Truthähne, wunderschöne Schmetterlinge,

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ach ja,…  und dann das hier:

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DAS IST JA STUHL! Richtig, Bärendreck! Und passend dazu hab‘ ich  einen recht kleinen Pfotenabdruck gefunden.
In der Mittagspause schön das Zelt und ein paar Klamotten getrocknet

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Wasser gefiltert und die Sonne genossen.

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So schön die Strecke war, so anstrengend war sie auch. Oft querfeldein weil kein Weg ersichtlich war, nach guten Stellen zur Flußquerung suchen, die nassen Klamotten (zum Glück war’s warm und sonnig) …  aber Spaß hat’s gemacht und es wird wohl noch ein paar Tage so weitergehen.
Eigentlich ein super Herz-Kreislauf-Training. Kneippen, Wechseln von Warm und Kalt, ach und da waren ja noch die zahlreichen Wachteln, die mein Herz in Wallung brachten. Die verstecken sich paarweise in kleinen Bodenkuhlen und warten nur darauf, bis man direkt neben ihnen steht um dann mit einem mords Gezeter herauszuschießen und davon zu fliegen. Mir blieb jedesmal fast das Herz stehen. Können die nicht einfach friedlich und unbemerkt sitzen bleiben? Das machen die doch mit Absicht! Da haben die doch Spaß dran!

Camp am Fluß. Heute mal gewaschen und sauber in den Schlafsack,  und Nicolas, ein Australier hat sich als  Nachbar eingefunden. Es regnet. Wie gestern abend. Die Regentropfen prasseln aufs Zelt, Truthähne kollern wieder in einiger Entfernung…

Liebe Grüße an alle da draußen….
Eure Maria

Nachts 6 Grad Celsius
Tagsüber 45 Grad Celsius

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12. Tag (on trail) Mo 27.04.2015

Super erholt verlasse ich bei bestem Wetter und kühlen Temperaturen (7 Grad Celsius) mein Motel.

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Nach dem ich den Stadtbereich und seine Vorsiedlungen hinter mir gelassen habe ist die Landschaft   atemberaubend schön.

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Kleine verträumte Märchenwälder in engen Tälern mit fließend Wasser und blühenden Erdbeeren

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wechseln mit weiten, felsigen Ebenen ab. Der Blick reicht bis zur Kante der Erdscheibe.

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Gerade diese Felsenlandschaft hat mich einfach umgehauen. Bisher das Schönste, was ich auf dem CDT gesehen habe! Ich halte ständig an, mache Fotos, staune und kann mich einfach nicht satt sehen. Es scheint alles nicht real, so schön ist es. Das kann nicht echt sein!
Und heute sehe ich zum ersten mal in der Ferne die schneebedeckten Berge. Juhu!

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Ich werde ganz euphorisch und das Laufen fällt mir leicht. Der kleine Wicht hier tat sich da mit seinen kurzen Beinchen schon etwas schwerer.

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Eine neue Kakteenart habe ich heute gesehen. ‚Aufsitzer‘ habe ich sie in Ermangelung von Fachwissen genannt,  da ich sie meist auf blanken Felsbrocken finde.

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Abends brauche ich eine Weile um in einem engen Tal einen Platz für das Camp zu finden. Nicht ideal aber es wird schon gehen. In der Ferne: Truthähne die vor sich hin kollern.

Es wird kühl. Ich packe mich jetzt warm ein.
Gute Nacht an alle
Eure Maria
Maximaltemperatur 35 Grad Celsius

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11. Tag (on trail +Silver City) So 26.04.2015

Aaaaahhhh…. schon wieder! Schlecht geschlafen, die zweite Nacht in Reihe! Mehrere meiner Zimmernachbarn – die sich offensichtlich alle kennen –  wohnen mehr auf dem Flur als in ihren Zimmern und teilen lautstark ihre ‚Lebenserfahrungen‘ miteinander. Über Stunden! Mitten in der Nacht! Sie ziehen sich einfach nicht in ihre Zimmer zurück, alle Türen stehen offen, sie laufen den Gang hoch und runter…
Trotz bitte um Ruhe wird es nicht wirklich still. Zumindest nicht lange. Und so werde ich in stündlichen Abständen von Gekreische, Gelächter oder Türen schlagen geweckt. Ab 02.30 Uhr tritt endlich Ruhe ein. Wenigstens drei Stunden Schlaf!
Morgens ziehe ich im Regen los. Alles ist  schön trocken und doppelt verpackt.

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Die angenehme Temperatur und ein Regenbogen heitern mich weiter auf, ebenso der morgendliche Gruß eines Anwohners der gemütlich auf seiner Veranda sitzt.
So trotte ich vor mich hin, als es merklich kälter wird und der Regen in leichten Graupelschauer übergeht. Tja… und wäre es nur das gewesen….  aber nun fängt es an zu schneien!

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Der Himmel zieht immer mehr zu. Ich laufe vorerst weiter, immer noch hoffend, dass es sich nur um einen kurzen Schneeschauer handelt.

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Es wird aber nicht besser. Der Schnee bleibt bereits liegen. Bin ich wirklich in New Mexico?  Sollte nicht frühestens erst ab Grants mit Schnee zu rechnen sein? Weit gefehlt!

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Mir ist leicht kalt. Ich wiederhole: MIR ist leicht kalt! Und ihr wisst ja, ich friere nicht schnell. Es ist nicht so, dass ich es nicht aushalten könnte, aber was ist in ein paar Stunden? Alle meine ‚Schneeklamotten‘ hab‘ ich vorausgeschickt! Toll! 
Weiter laufen? Zurück? 
Zurück! Ich bin noch nicht weit weg, noch in der Stadt. Was soll’s. Gönne ich mir noch einen Tag offtrail und check lieber noch mal das Wetter.

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Dieses Mal ein anderes Motel. Das Copper Manor. Dort und beim ausgiebigen Frühstück im Drifter Restaurant auf der anderen Straßenseite, treffe ich auf eine Pärchen aus Alaska. Er ist pensionierter Biologe und jagt hier in der Nähe Truthähne. Ganz begeistert und fasziniert erzählt er von diesen Tieren und von der Gegend hier. Er wird in der Nähe des Trail jagen, hat mir aber versprochen nicht auf mich zu schießen. 🙂 Da bin ich aber froh! Beim herzlichen Abschied sagt er mir, dass sie mir eine Nachricht an einer Wegkreuzung  auf dem Trail hinterlassen wollen. Mal sehen, ob ich sie finde.
Im Motel hole ich den versäumten Schlaf nach, lege die Beine hoch, lass‘ es mir gut gehen und schaue mir die Wettervorhersage an.
Hin und wieder, wenn ich aus dem Fenster sehe und das Wetter etwas besser aussieht, bekomme ich kurz ein schlechtes Gewissen. Aber nur kurz. Ab morgen soll’s besser werden und ich genieße jetzt die Pause. Basta!  

Eure Maria

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10. Tag (on trail + Silver City) Sa 25.04.2015

Was für eine Horrornacht. Nicht dass etwa die Schweinetruppe mein Zelt heimgesucht hätte, nein ich hatte selbiges in Ermangelung eines geeigneteren Platzes in geringer Schräglage aufgestellt und rolle und rutsche nachts ständig in die selbe Ecke. Rapple mich wieder auf, nur um mich alsbald wieder in der selben Ecke wieder zu finden. Total verdreht, mit eingeschlafenen Armen oder Druckstellen an Schultern und Hüfte.

Und nicht nur das. Die ganze Nacht fahren Autos vorbei und in der Ferne höre ich Maschinengeräusche. Was zur Hölle treiben die da? Reißen sie Bäume aus, bauen sie eine Straße oder versetzten sie Berge…und platzieren sie auf den Trail, damit es schön anstrengend bleibt?
Fast! Am nächsten Morgen, nach den ersten Schritten, sehe ich es. Ich hatte mein Lager direkt neben einem ‚Steinbruch‘ aufgeschlagen. 😦 Und die arbeiten dort auch nachts!!!

Im Wald hinter mir höre ich Truthähne und muss bei dem Gedanken an ihr Aussehen lachen.

Sechs Kilometer laufe ich bis zum Highway und ebenso lange zieht sich zu meiner Linken der ‚Steinbruch‘ hin.
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Riesige Fahrzeuge wuchten die Erde um und erschaffen so neue Hügel.
Auf der anderen Seite Privatgelände und alle hundert Meter ein Verbotsschild ‚No Hunting! No trespassing!‘. Nun ja, da ich meinen ‚Henry Stutzen‘ (ein Geschenk Old Shatterhands; er war es doch 🙂 ) aus gewichtigen Gründen bereits heim geschickt habe interessiert mich das erste Verbot nur wenig. Schön wäre es allerdings schon, im Gelände und nicht auf der Strasse laufen zu müssen. Nun ja, da kann man eben nichts machen und so heisst es bei jedem vorbei rollenden Fahrzeug immer schön den Staub schlucken. Die gröbsten Partikel kann ich dank eines als Mund-und Nasenschutz eingesetzten Schlauchtuches filtern. Am Highway angekommen stellt sich mir erneut die Frage wie ich nun weiter vorgehen soll. Den Rest des Tages am Highway lang laufen ist nicht nur trostlos sondern auch gefährlich. Nach Silver City trampen würde bedeuten einen Teil des Trail auszulassen, zu ‚cheaten‘, und birgt nebenbei ebenfalls ein gewisses Risiko. Unschlüssig und unzufrieden ziehe ich erst einmal los. Die ersten Autos rasen vorbei, aber meist in respektvollem Bogen. Nach etwa einem Kilometer, vorbei an den Kreuzen und Blumenkränzen von Unfallopfern, ich trotte in Gedanken versunken vor mich hin, hält plötzlich ein Wagen neben mir und ein älterer Herr fragt mich, ob er mich mit nach Silver City nehmen kann. Sympathisch, freundlich… ich habe ein gutes Gefühl… und entscheide aus dem Bauch heraus: Ich steige ein.
Wie ich erfahre handelt es sich bei dem vermeintlichen Steinbruch um eine Kupfermine enormen Ausmaßes, die Tyrone Mine. Und es soll noch größere Minen in der Nähe geben. Früher förderten sie hier Silber. Daher der Name ‚Silver City‘.
Nach kurzer Fahrt komme ich in Silver City an. Der alte Ortskern, in dem sich schon ‚Billy the Kid‘ als Teenager herumgetrieben haben soll, besteht nur noch bzw. hauptsächlich aus Cafés, alternativ-esotherischen Lädchen und vielen verlassenen Gebäuden.
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Gegen die Konkurrenz der großen Einkaufszentren in der Peripherie der Stadt konnten sich die kleinen Geschäfte im Ortskern nicht behaupten. Die so entstandenen Nischen wurden offensichtlich von ‚Alt- und Junghippies‘ besetzt.
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Mittags besorge ich die Vorräte für den nächsten Trailabschnitt. Morgen früh geht’s weiter.

9. Tag (on trail) Fr 24.04.2015

Nachts wache ich auf. Schwere Schritte  nähern sich meinem Zelt. Es wird doch nicht mein gestriger Kamerad sein, der seinen Monolog fortsetzen möchte? Vorsichtshalber greife ich zum Pfefferspray um dem bevorstehenden Kontakt  die nötige Würze zu geben. Aber nein, die Schritte kommen nicht näher. Wer oder was auch immer scheint sich nun bei der benachbarten Baumgruppe aufzuhalten. Mir recht! Vermutlich eines der vielen Rinder. Deswegen schäle ich mich nicht aus meinem gemütlichen Schlafsack. Einen Augenblick später fängt es an zu regnen. WASSER! Und das hier. Sollte ich nicht doch kurz raus für eine kurze Dusche? Ach nee, lass mal. Ist so schön warm im Zelt und draußen zu frisch (um die 12 Grad Celsius). Das gleichmäßige Tröpfeln des Regens lullt mich wieder in den Schlaf…
Morgens beim Packen immer noch kleinere Regenschauer und ein wenig Graupel. Ein Käfer hat sich nachts im Zelt verkrochen. Da hat er aber Glück gehabt nicht unter mich geraten zu sein.

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Wolken und Wind begleiten mich den ganzen restlichen Tag. Es ist frisch, so dass ich mir während der Pausen einen Pullover anziehen muss.

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Gegen Mittag wird langsam das Wasser knapp. Die nächste ‚Quelle‘ ist ein nahezu trockener Bach, vielmehr ein sickerndes Rinnsal, und wurde bereits von Rindern ‚angereichert‘. Ich hab‘ zwar einen Filter und mein UV- Steripen dabei, will mir aber nicht die Mühe machen zwischen den Kuhfladen im Trüben zu fischen und hoffe auf die nächste Wasserstelle.

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Glück gehabt, denn kurze Zeit später finde ich ein paar Kanister mit Wasser die ein Hiker-Freund für durstige Langstreckenhiker deponiert hat. Super!
Ab hier geht es nun bergauf, und bergauf,…  und noch weiter bergauf. Ich muss recht häufig stehen bleiben um zu verschnaufen. Bin nicht fit genug, und komme heute nur sehr schleppend voran.

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Oben angekommen werde ich durch eine schöne Aussicht belohnt und mache – schon wieder – Pause. Da fliegt,  hui, meine Mütze vom Wind erfasst auf und davon, gerade als ich mich gemütlich hingesetzt und die Schuhe ausgezogen habe. Ich also barfuß hinter dem Käppchen her… ‚ weh, weh, Windchen, weh Kürtchen – äh, Maria ihr Hütchen, und lasse sie….. ‚. Der ein oder andere kennt ja bestimmt das Märchen ‚Die Gänsemagd‘.  🙂 Jedenfalls, als ich zurück komme ist niemand ‚aufgesatzt‘!  Der Rucksack hockt dick und fett immer noch auf seinem Platz. 
Tja, dann trag ich den faulen Sack eben weiter. Jetzt bergab, und bergab,.. und bergab! Schön ist, dass ich nun im Wald laufe,

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weniger schön, dass sich meine Knie sehr schnell bemerkbar machen.
Schon interessant wie sich die Vegetation und Landschaft nach und nach ändert. Weite Ebenen mit Kakteen und niedrigen dornigen Sträuchern, dann Hügel mit einzelnen kleinen Bäumen und schließlich ‚Berge‘ mit Nadel- und Laubwald. Dazwischen immer wieder ein verirrter Kaktus.
Mein geplantes Laufpensum werde ich heute nicht schaffen. Obwohl ich eine Abkürzung durch den ‚Deadman Canyon‘ nehmen kann bin ich recht müde. Außerdem zu nahe am Highway 90. Noch ca. 6 Kilometer bis dorthin. Und das auf einer recht breiten offensichtlich gut befahrenen Feldstrasse. Das ist mir zu gefährlich. Ich warte bis mich keiner sieht und schlage mich dann neben der Strasse in die Büsche um abseits neugieriger Augen mein Camp aufzuschlagen. Solche Situationen finde ich immer sehr unangenehm. In der Nähe von Städten bzw. größerer Straßen laufen oder sogar campen zu müssen, am Wochenende…
Für morgen muss ich mir noch einen Plan ausdenken, denn der Weg wird über 20 Kilometer nur entlang des Highways nach Silver City führen. D.h. den ganzen Tag laufen und gegen Nachmittag in der Stadt ankommen. Vorräte einkaufen und weiter? Dann weiß ich nicht ob ich schon weit genug aus dem Einzugsbereich der Stadt bin…
Nein, da muss ein anderer Plan her. Ich schau mir das morgen erst mal in Ruhe an und entscheide dann.
Während ich mein Zelt aufstelle streift wenige Meter entfernt eine Rotte Pekaris vorbei. Ich rieche die Truppe bevor ich sie sehe oder höre und ein Schreck fährt mir durch die Glieder, weiß ich doch wie gefährlich diese Biester sein können. Ich mache lautstark auf mich aufmerksam und sofort kommt mir eines der Tiere ein paar Schritte entgegen, bleibt dann stehen, beäugt mich misstrauisch und dreht glücklicherweise ab. Das ganze Szenario begleitet von einer permanenten, dumpfen, brumm-bellenden Kommunikation der Tiere untereinander.
Ich warte eine ganze Weile und rechne mit einer überraschenden Rückkehr der Tiere… doch sie scheinen wirklich weg zu sein…
Gute Nacht!
Eure Maria

Maximaltemperatur 37 Grad Celsius

8. Tag (on trail) Do 23.04.2015

Bin wieder draußen auf der weiten Ebene, auf Weideland, nach dem es erst kilometerlang an der Straße entlang ging.

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Kühe trotten eine Zeit lang neben mir her, eine flauschige Wolkendecke verhüllt zum Glück die Sonne. Wenn ich zurückblicke sehe ich Lordsburg und es scheint nicht ‚kleiner‘ zu werden, egal wie lange ich laufe.

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Immer wieder grenzen Stacheldrahtzäune die verschiedenen Weiden ab. Das stoppt den Wanderfluß, da ich fast jedes Mal den Rucksack abnehmen muss um darüber zu klettern oder darunter her zu kriechen. Ansonsten würde ich riskieren, die Ausrüstung in Stücke zu reißen. Manchmal gibt es  V-förmige Durchgänge,

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durch die ich mich mitsamt dem Rucksack durchquetschen kann, falls sie nicht auch mit Stacheldraht versehen sind. Na ja, ich versuche den ‚Weidezaun-Zwangsstopp‘ dann mit einer Pinkelpause zu verbinden, bei der ich ja auch immer den Rucksack absetzen muss. Jedenfalls habe ich noch keine zufriedenstellende Methode gefunden, bei der ich den Rucksack auf lassen könnte ohne das Gleichgewicht zu verlieren oder mich einzunässen. Ach, und übrigens gilt auch für Frauen, (selbst in bodennaher Stellung): immer MIT dem Wind pinkeln! 🙂

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Tiere sehe ich heute reichlich. Ein wunderschöner großer schwarzer Schmetterling mit blauen Punkten und ein paar roten Sprenkeln. Ich weiß ja, wer ihn mir geschickt hat. 😉 Aber bitte das nächste Mal ein ruhigeres Exemplar schicken, damit ich ein schönes Foto machen kann. Ebenfalls sehr scheu und nicht mit der Kamera einzufangen: Ein Roadrunner,  miiep, miiep. Nach dem Koyoten hab‘ ich aber vergeblich Ausschau gehalten.
Und dann ein kleiner Aufschneider in Form dieser Schlange. Wie eine Große hat sie sich verhalten, wie eine Klapperschlange. Das Schwänzchen geschüttelt als geb‘ es kein Morgen mehr und dabei die gleichen Geräusche erzeugt…  allerdings mit Hilfe einer Atemtechnik.
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Dann huschte noch ein Deer ( größer als ein Reh aber kleiner als ein Hirsch) über den Weg und viele wieselflinke Echsen. Eine sehr farbenfrohes Exemplar konnte ich sogar fotografieren.

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Nach der endlos erscheinenden Ebene und einem letzten Blick zurück auf Lordsburg führte mich der Weg aufwärts in eine Hügelkette. Zwei Wasserstellen die ich passiere sind ausgetrocknet.

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An einer Viehtränke gibt es dann aber reichlich klares Wasser, so dass kein Neid, sondern nur Neugierde bei den tierischen Benutzern aufkommt.

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Ebenfalls an der Tränke: ein weiterer Hiker, der gerade seine Pause beendet, als ich ankomme.

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Später, bei seiner nächsten Pause, hole ich ihn wieder ein und wir laufen gemeinsam weiter.

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Ein Fehler, wie sich schnell herausstellt, denn er hört überhaupt nicht mehr auf zu reden. Einer von der Sorte, die es leider auch nicht merken, dass gar niemand mehr zuhört….und nur wirres Zeug, so dass ich zum Schluss ein wenig Bedenken bekomme, ob er noch alle Latten am Zaun hat. Vielleicht tue ich ihm da auch Unrecht und er hat einfach nur einen hohen Gesprächsbedarf. Aber mir ist nicht wohl bei dem Gedanken weiter mit ihm zu laufen. Und campen möchte ich mit ihm auf keinen Fall. So viel ist klar. Da könnte ich kein Auge zu machen. Zum Glück entschließt er sich für ein frühes Camp und ich laufe erleichtert  weiter, ihn mit einer Notlüge, ich wolle noch ein paar Meilen reißen,  zurücklassend.
Maximaltemperatur heute: 34 Grad Celsius

6. und 7. Tag (Lordsburg) Di 21./Mi 22.04.2015

Um mein Kartenchaos und mein Missmanagement zu beheben habe ich mir hier in Lordsburg noch zwei Tage Zeit genommen. Kartenmaterial sichten, nächste Route auswählen, Unwichtiges aussortieren, Proviant besorgen und Proviantpakete vorausschicken…  Mike, der Motelmanager, war mir dabei eine große Hilfe. Neben nützlichen Tipps, die er mir geben konnte, hat er mich und meine Pakete zur Post gefahren und mir nebenbei noch die Stadt und ihre ‚Sehenswürdigkeiten‘ gezeigt,… die es nicht wirklich gibt.
‚Shakespeare Ghost Town‘, laut Prospekt ‚The West’s Most Authentic Ghost Town‘. Na ja!? Was ich gesehen habe sah nicht eben authentisch aus…

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Das war’s übrigens auch schon!!!
Da war der Mexikaner, zum dem mich Mike eingeladen hatte, viel authentischer und vor allem lecker!

Thanks a lot, Mike, for all of your help!

Ach, und ratet mal wen ich wiedergesehen habe…  ‚Müsliman‘ bzw. ‚Heavy Load‘, wie ich ihn jetzt getauft habe. Mal sehen ob er seinen Trailnamen annimmt. Respekt! Er hat es geschafft und hat durchgehalten. Das zeigt zumindest seinen eisernen Willen… und fröhlich war er auch, nicht etwa niedergeschlagen. Ich hab‘ ihn mal gefragt, wieviel Gewicht sein Rucksack nun hatte. 40 Kilo! Ich wiederhole: 40 KILOGRAMM!!!
Er hat nun angefangen ‚auszumisten‘ und schickt vieles nach Hause zurück.
Unterwegs hatte er bereits ein Buch verbrannt, wie er mir schmunzelnd mitteilte.
Von ihm wird man sicher noch hören.

5. Tag (on trail + Lordsburg) Mo 20.04.2015

8 Grad Celsius in der Nacht. Angenehm kühl. Da sollten die kommenden acht Kilometer zum nächsten Wassercache kein Problem sein. Mit dem verbliebenen Liter Wasser spüle ich auf dem ersten Kilometer mein Frühstück (eine Packung Cracker, ein Snickers – mehrfach geschmolzen und wieder verfestigt – und ein ClifBar – Blueberry) runter.
Wassercache: Trinken wie ein Kamel, was nur geht.

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Jetzt sind es nur noch knapp 11 Kilometer bis Lordsburg. Da reichen drei Liter Reserve aus. Auch bei 46 Grad Celsius.
Es geht durch eine Hügelkette in der sich laut meinem Navi jede Menge Minen befinden. Mal sehen ob die alten Schürfer noch ein Klümpchen Gold übrig gelassen haben.

Haben sie nicht!!! Gemein!!! Das bisschen Extragewicht von ein paar dicken, fetten Nuggets hätte nun auch nichts mehr ausgemacht.
Dann erfreue ich mich eben wieder an der Flora…

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Die ist Gold wert!
Und dann am Horizont….  Lordsburg… da fällt das Laufen gleich viel leichter.

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Vorbei am heimischen Friedhof…

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geht’s ab Richtung Motel.
In der Lobby treffe ich Race wieder und Mike, den freundlichen Hotelmanager, der mir direkt eine Flasche Wasser reicht.
Nun erst mal aufs Zimmer, schön einweichen und frisch machen. Mike bietet direkt an, meine Klamotten zu waschen und hat sogar Ersatzkleidung parat. Supernett!
Wieder salonfähig (na ja) schau ich bei Race vorbei und werfe einen Blick auf Konas (die Hündin von Race) Pfote. Er wird sie erst einmal heim bringen und ohne sie weiter ziehen, denn sie ist noch nicht wirklich fit.
Jetzt aber Essen fassen! Während  Race sich mit einem Salat begnügt (er hat gestern schon richtig zugeschlagen) gibt es für mich LECKER BURGER MIT POMMES UND MAJO UND EIN RIESEN SALAT MIT ALLEM UND EINEN COCONUTCREAM PIE UND ZIG BECHER COLA UND, UND, UND..

Satt und zufrieden gehe ich auf mein Zimmer und beginne die Ausrüstung zu reinigen, aufzustocken und das Kartenmaterial für die kommenden Strecken zu sichten .
Es gibt noch viel zu tun…

Maria

4. Tag (on trail) So19.04.2015

Es ist wieder angenehm kühl als ich aufbreche (nachts waren min. 12 Grad Celsius). Aber das ändert sich bald, sobald die Sonne über die Hügel kommt. Auf zum nächsten Wasserdepot.
Streckenweise ist es sehr mühsam zu laufen. Durch Sand ist es sehr anstrengend, die Geröllfelder sind nach einer Weile schmerzhaft für die Füße und die Grasflächen bremsen einen aus, weil man kräftig auf die Büsche hauen muss um die Klapperschlangen nicht beim Schläfchen zu überraschen.
Nicht jeder schafft es auf diesen weiten Ebenen.

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Schatten ist rar und so kauere ich mich zum Mittag hinter einen kleinen Busch. Zeit die Füße ein wenig frische Luft atmen zu lassen und auf Gehfähigkeit zu überprüfen. Ist das etwa der Beginn einer Blase? Na, da tape ich vorsichtshalber. Und schon werden meine Schuhe angefallen…

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Ich glaube heute gibt es keine Hügel mehr… alles weitläufige Flächen… weit, weit, weit…  und da, schon wieder einer auf der Strecke geblieben…

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Das hebt direkt den Abenteuerfaktor. Fehlt nur noch ein verlassener wild West Wagon eines  Goldgräbers (hier gibt’s ringsum alte Mienen ), eines Siedlers, der es nicht geschafft hat .. und ein paar Pfeile die im alten Holz stecken.
Ich meine auch eben am Horizont Winnetou und Old Shatterhand gesichtet zu haben. Kann aber auch eine optischeTäuschung gewesen sein. Der Boden flimmert in der Hitze….  da kann das schon mal passieren. Oder doch nicht?
Der Tag wird lang und zäh. Ständig muss ich den Rucksack absetzen um unter Stacheldrahtweidezäunen hindurch zu kriechen.
An zwei Wasserstellen, die ich anlaufe, gehe ich leer aus. Eine existiert gar nicht mehr, die andere ist ausgetrocknet.
Mist! Jetzt muss ich das Wasser bis morgen früh gut einteilen! Mit nur noch einem Liter in Reserve lege ich mich, am Fuße des Pyramide Peak, in meinen Schlafsack.

Ich freue mich schon auf morgen. Vermutlich werde ich gegen Mittag Lordsburg erreichen. Dann wird der ganze Staub und Dreck, den ich heute aufgrund des Wassermangels noch nicht einmal oberflächlich entfernen konnte,  abgekratzt und weggespült. Mit REICHLICH WASSER! REICHLICH FLIESSENDEM WASSER! Und danach werde ich mir lecker Essen besorgen.  Mmmmhh, ja!

Da werde ich jetzt gleich mal von träumen. Gute Nacht!
Eure Maria

Maximaltemperatur: 44 Grad Celsius
Heute zum ersten Mal niemanden getroffen!

3. Tag (on trail) Sa 18.04.2015

Sobald sich die ersten Strahlen der Sonne zeigen fangen die Vögel an zu singen. Ein schöner Wecker!
Nachts musste ich einmal kurz ‚frische Luft‘ schnappen und treffe  dabei auf einen Hasen dem vor Schreck das ‚Gemümmelte‘ in den Backen stecken bleibt.
Wunderschön ist es hier draußen, denn über mir erstreckt sich ein gigantischer, glasklarer, mit Sternen vollgepackter Himmel. Traumhaft schön! 

‚Wenn Du bei Nacht den Himmel anschaust wird es Dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache.‘
Antoine de Saint-Exupéry

11 Grad Celsius in der Nacht. Es wird doch wohl nicht noch wärmer werden?

Der Weg führt erst durch eine kleinere Hügellandschaft und dann wieder über eine Weite Ebene. In der Ferne kann man bald den Förderturm einer Vietränke erkennen.

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Ich hab‘ zwar noch genug Wasser bei mir ( trinke zur Zeit locker 6 Liter am Tag), möchte mir aber die Tränke doch  näher ansehen. Eine kleine Gruppe Rinder nimmt sofort reißaus also ich näher komme.
Und plötzlich höre ich das schon lange erwartete Geräusch: Das Rasseln einer Klapperschlange! Recht klein, aber nicht weniger gefährlich.

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Der Pumpturm der Wassertränke fördert etwa alle zwei bis drei Stunden Wasser in den kleinen Teich aus dem sich dann die Weiderinder, Vögel und all die anderen Tiere bedienen können. Oder eben Hiker… 🙂

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Auch für den Salzhaushalt ist gesorgt.

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Ich ziehe weiter und ärgere mich über leere Bierdosen die achtlos weggeworfen wurden. Auch ein Fahrrad steht vergessen in der Gegend herum und einige der CDT- Schilder sind völlig zerschossen.

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Da hat wohl jemand in seiner Freizeit nichts besseres zu tun…
Na ja, in dieser öden Gegend sind die Freizeitangebote sicher begrenzt. Da geht man eben ein wenig randalieren und die Umwelt verschmutzen.
Das Häschen, das ich in seiner Sasse überrasche, stört der Müll wohl nicht so sehr wie mich.

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Der Tag zieht sich hin, es ist warm aber durch den Wind gut auszuhalten. Die Maximaltemperatur heute: 44 Grad Celsius. Da wundert mich der Anblick des Bodens nicht mehr.

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Aber dazwischen frisches Leben…

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Und einige lustig anzusehende Gestalten…

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Und weiter geht’s, immer den Schildern nach…

Auf einer Ebene treffe ich auf eine Mutterkuhherde die sich sofort formiert und auf mich zuhält.

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Ich stehe ungünstig im Wind, so dass sie mich nur sehen aber nicht riechen können. Also rasch in den Wind stellen, gestikulieren und rufen. Vielleicht merken Sie jetzt, mit wem sie es zu tun haben. Ja,  es hat geklappt. Der Angriff wird abgebrochen. Vielleicht auch aufgrund des Hinweises auf meine Berufstätigkeit, den ich ihnen zornig entgegenbrülle. 😉

Ein Hiker aus Norden. Sonst keine Menschenseele.
Abends, die Beine sind schwer, wieder ein schönes Camp mit Kojotengesängen ( zumindest nehme ich das an).

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Katzenwäsche und ab in den Schlafsack. Gute Nacht!

Eure Maria

Eure Maria

2. Tag (on trail) Fr 17.04.2015

Habe sehr unruhig geschlafen obwohl es, bis auf die gewöhnlichen Aktivitäten in der Dämmerung, die Nacht über ruhig war. Der Sonnenbrand an den Armen hat mich doch mehr geplagt als erwartet. 6 Grad Celsius hat mein kleiner Tempe in der Nacht gemessen, allerdings im Zelt,  d.h. es dürften ein paar Grad weniger gewesen sein.
Heute gebe ich der Sonne keine Chance   mich zu rösten. Ich habe mich  vermummt. Meinen geliebten Buff Schlauchtüchern sei dank. So kann ich selbst die Hände schützend einhüllen.

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Einen großen Teil des Weges lege ich heute auf dem Strässchen zurück, auf dem wir gestern noch so durchgeschüttelt wurden

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und treffe auf diesen kleinen Gesellen.

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Rinder einer nahegelegenen Ranch kreuzen ab und zu den Pfad, hektisch, wegen der ach so bedrohlichen Hikerin.
Dann führt der Weg plötzlich querfeldein und weit vor mir sehe ich einen anderen Hiker mit Sonnenschirm.
Trotz allem ist der Weg gut zu finden, da in regelmäßigen Abständen (immer in Sichtweite) CDT-Schilder aufgestellt sind.
Nach etwa einer Stunde treffe ich dann auf den Hiker, der vor mir lief, an einem Wassercache wieder. Zwei Helfer der CDTC sind ebenfalls hier und sehen nach dem Rechten, füllen Wasser nach und erkundigen sich nach den beiden anderen Hiker (die hinter mir), von denen man bisher nichts mehr gesehen oder gehört hat. – Es war abzusehen, dass ‚Müsliman‘ nicht weit kommt – aber was ist mit dem anderen passiert?  Auch am letzten Wassercache waren sie wohl nicht, zumindest haben sie sich nicht ins dortige Register eingetragen.
Am Wasserdepot verschaffe ich mir mit meiner Zeltunterlage ein wenig Schatten

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und ruhe mich ein Stündchen aus.

Wasser auffüllen und weiter geht’s wieder querfeldein…

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Auf einem kleinen Hügel finde ich abends ein sehr schönes Plätzchen für ein Camp mit kleinen, gelben, wunderschön duftenden Blumen und einer weiten Aussicht über das ganze Tal. Ostblick!  Da freue ich mich jetzt schon auf den morgigen  Sonnenaufgang.

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Meine Arme haben sich ein wenig erholt, die Hüftspecksituation hat sich nicht verschlechtert, aber auch nicht verbessert.
Müde und zufrieden lege ich mich in mein wohlduftendes Zelt. Die Blumen überdecken tadellos den Hikergeruch. 😉
Gute Nacht da draußen….
Eure Maria
P.S.: heutige Maximaltemperatur lag bei 41 Grad Celsius

Eure Maria

1.Tag (on trail) Do 16.04.2015

Um 5.00 Uhr stehe ich auf und packe aufgeregt alles zusammen. Dann laufe ich runter in die Lobby des Motels. Hier treffen sich alle Hiker die heute starten wollen. Einer scheint neu in der ‚Branche‘ zu sein. Ein ca. 30 kg Rucksack, schwere Baumwollklamotten und ein min. 500 ml Bärenabwehrspray am Gürtel und schon weiss jeder Bescheid, der kommt nicht weit. In seinen Händen hält er eine ca. drei Liter Schüssel mit Müsli, das er fleißig am verzehren ist.
Die CDTC (Continental Divide Trail Coalition) bietet hier einen Shuttelservice an, der alle laufwütigen Hiker zum Startpunkt bringt… und nicht nur das! Sie deponieren auch in regelmäßigen Abständen sogenannte Watercaches, also Wasserdepots, an denen man seine Trinkflaschen wieder auffüllen kann. Das ist auch wichtig im trocken-heißen New Mexico, denn die natürlichen Wasserquellen sind oft ausgetrocknet und auf die Vietränken ist nicht immer Verlass.

Vor dem Motel warten zwei Geländewagen, auf welche die neun Hiker samt Gepäck verteilt werden. Und dann geht sie los, die holprige, dreistündige Fahrt über abgelegene Strässchen (oder das, was davon noch übrig ist). Lustig hüpfen die Rucksäcke auf und ab und wir Hiker müssen ebenfalls aufpassen, dass wir nicht durcheinander gewirbelt oder an die Decke geschleudert werden.
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Mit im Wagen sitzen Genny und Seth aus Pennsylvania, Race aus Montana (eigentlich mit seiner Hündin Kona unterwegs, die sich aber an der Pfote verletzt hat), Papi…. (den Rest habe ich nicht verstanden) und Mij aus Japan.

Am Crazy Cook Monument – dem Startpunkt – angekommen werden erst einmal reichlich Fotos geschossen
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und dann die Rucksäcke geschultert.

16.04.2015 ca. 10.30 Uhr. Mein Weg beginnt!
Es ist angenehm kühl und schön windig.

Sechs Hiker sind vor mir und legen ein ordentliches Tempo vor, das ich untrainiertes ‚Dickerchen‘ nicht mithalten kann. Zwei sind hinter mir (u.a. ‚Müsliman‘).

Zuerst zieht der Weg gut gekennzeichnet über eine Ebene in Richtung einer kleinen Bergkette
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und verläuft dann den Rest des Tages in einem alten Flussbett.
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Es ist Frühling! Blumen und Kakteen blühen. Schön!
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In einer Kakteenart kann man immer wieder alte Vogelnester entdecken. Ein guter Schutz für die Kleinen, wenn vielleicht auch nicht so komfortabel.
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Abends entschließe ich mich für ein vorzeitiges Camp am ersten Wasserdepot.
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Eigentlich wollte ich noch ein paar Kilometer weiter, aber ich kann einfach nicht mehr.
Ich bin todmüde!

Den Füßen geht’s bestens. Keine Schmerzen oder Druckstellen. Wo es allerdings etwas wehtut ist am Hüftspeck. Der Rucksack drückt hier doch ein wenig auf die Fettpolster. Ausserdem habe ich an den Armen einen leichten Sonnenbrand. Trotz wiederholtem eincremen mit Sonnenschutzfaktor 50+. Da werde ich mich wohl morgen komplett verhüllen und später in Lordsburg die Sonnencreme wechseln.
Der Zeltaufbau und das Auspacken des Rucksackes dauern noch ein wenig. Ich muss mich erst an die neue Ausrüstung gewöhnen. Was wo hin gehört, was nach oben, was nach unten…

Mir geht es gut aber ich fühle mich ein wenig einsam.

Gute Nacht!
Eure Maria
P.S.:Maximaltemperatur heute 27 Grad Celsius
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Die erste Etappe…

… starte ich mit 83 kg ‚Kampfgewicht‘, das leider recht unschön an den frauentypischen Problemzonen anhaftet. Da ich diese gespeicherte Energie aber noch brauchen werde, sehe ich mal über den Fettring, der da über die Hose lappt, hinweg.

Ohne Essen und Trinken wiegt der Rucksack gepackt etwas über 6 kg.

Der Proviant setzt sich zusammen aus Clif Bar (Müsliproteinriegel), Milchpulver, Müsli, Cracker, Snickers, m&m, Thunfisch, Mineralstoff- / Vitamintabletten und 6 l Wasser.

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Und für den Notfall habe ich bereits mehrere  Proteinquellen entdecken können.

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Ich bin bereit…

Eure Maria

Alles in Ordnung

Nachricht „von der Basis“:

Maria ist nun schon seit einigen Tagen unterwegs, und es wird auch noch ein paar Tage dauern, ehe sie sich wieder im Blog melden wird. Es läuft aber gut bei ihr, und sie schickt täglich 2 bis 3 mal über ihren Satellitenmessenger die Nachricht „Alles in Ordnung“.

F.

Lordsburg (NM)

Mit dem Flieger von Stuttgart aus über…  na, wer weiß es…

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… richtig… Amsterdam nach Atlanta (Georgia) . Dort eine Zwangspause (ein hoch auf die Bürokratie!) und am nächsten Morgen weiter durch die Lüfte nach El Paso (Texas).
Ab hier mit dem Taxi, vorbei am Stadion der El Paso Chihuahuas, dem dortigen Baseballteam (ach wie süß, kann man ein Team mit einem solchen Maskottchen ernstnehmen ?)

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zur Greyhound Busstation.
Vier Stunden Zeit totschlagen und dann  weitere dreieinhalb Stunden mit dem Bus nach Lordsburg (New Mexico).
Am späten Abend, es ist schon dunkel, bin ich endlich da. Jetzt nur noch ein winzig kleiner Fußmarsch zum Motel wo ich todmüde ins Bett falle.
Der Plan für den nächsten Tag lautet: Vorräte für die erste kleine Etappe einkaufen.

Tja, und viel verpasst habe ich, aufgrund der Dunkelheit, nicht.
Recht öde und trostlos das Städtchen.
Aber seht selbst:

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Leerstehende, baufällige Geschäfte, verlassene Häuser, wenige Läden, kaum Verkehr auf den Straßen. Windig, sonnig, angenehm warm. Trockener staubiger Boden und in der Ferne…  Berge. Da geht’s bald hin. Juhu!

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Eure Maria

Nein, ich bin noch nicht am wandern….

… sondern sitzte seit gestern in Atlanta, der Hauptstadt des Bundesstaates Georgia, am Flughafen fest.
Meinen gestrigen Anschlussflug hatte ich verpasst!
Grund dafür: Verschärfte Passkontrolle!
Meine Papiere (Reisepass mit Visum) waren zwar in Ordnung, wurden aber zweimal von verschiedenen Grenzkontrolleuren überprüft, da ich mich länger als sonst für Urlauber üblich,  in den USA aufhalten möchte.
Für die zweite Kontrolle wurde ich in eine Art Warteraum geführt der mit Spiegelglas versehen war, so dass wir – es warteten bereits weitere Reisende (die man laut Sprichwort ja eigentlich NICHT aufhalten soll!!!) auf ihre ‚Abfertigung‘, nicht sehen konnten was draußen vor sich ging. Türe verschlossen und nur von außen zu öffnen. Die meisten in diesem Raum wussten noch nicht einmal warum sie überhaupt hier waren.
Die Benutzung von Handys war verboten – worauf ein älterer, gebrechlicher Herr deutlich, sehr unfreundlich und sogar unter physischem Einsatz hingewiesen wurde.
Anfangs dachte ich noch, dass ich sicher gleich dran käme. Weit gefehlt!
Und so wartete ich …. und wartete,… und wartete…. darauf, dass ich endlich aufgerufen werde.
Menschen kamen, Menschen gingen … nur das Mariechen nicht. Anfangs noch gelassen – ich hatte ja noch ZWEIEINHALB Stunden Zeit bis zum Weiterflug – wurde ich dann doch zunehmend nervöser. Immer die Uhr im Blick, die Minuten zählend und ausrechnend, ob ich denn wohl noch meinen Anschlussflieger erreiche, tigerte ich auf und ab. Informationen über den Stand der Dinge, den Status des Anschlussfliegers oder andere Belange zu erhalten war in diesem Vakuum nicht möglich. Keinerlei Auskünfte oder Entgegenkommen seitens der Beamten. Entsprechend unangenehm war die Stimmung unter den Wartenden im Raum. Hilflosigkeit, keine Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit der Außenwelt, Ausgeliefertsein, nicht wissen warum oder wie lange man festgehalten wird, keine Informationen darüber wie und ob überhaupt es weitergeht. Klasse!
Endlich, mein Flieger war schon längst auf und davon, kam ich doch noch an die Reihe. Keine Entschuldigung, Erklärung oder wenigstens ein paar freundlichen Worte nach all dem Theater.
Egal, die machen auch nur ihren Job und ich hatte nun Wichtigeres zu tun: Umbuchen auf den nächst möglichen Flug (leider erst am nächsten Morgen aber zum Glück kostenlos), Motel am eigentlichen Ankunfstort stornieren, Motel in Atlanta suchen, geplante Weiterfahrt mit dem Bus canceln und neue Busverbindung suchen.

Und so sitzt ich nun hier in einem überteuerten, schäbigen Motel und warte auf den Abflug. Gleich geht’s los und WENN alles gut läuft komme ich heute Nacht an meinem Zielort an. Dort werde ich dann morgen die Vorräte für die erste Etappe besorgen.

Meine Reisetagebuch werde ich versuchen regelmäßig zu führen und, sobald ich die Möglichkeit habe, für Euch im Internet hochladen.
Bis demnächst…

Eure Maria