Kategorie: 2015 CDT
Vielen Dank und auf Wiedersehen beim nächsten Abenteuer!
Mehr als ein Monat ist nun vergangen seit dem Erreichen der kanadischen Grenze, seit dem Ende des sechs monatigen Abenteuers CDT. Ein Backenzahn und zwei Zehennägel sind sprichwörtlich auf der Strecke geblieben. Noch immer liegen Zelt, Rucksack, Schlafsack und Co. in Sichtweite in meinem Zimmer herum. Es fällt schwer alles ‚einzuwintern‘, schwer loszulassen. Der Blick auf die Ausrüstung und die zahlreichen Fotos weckt so viele gute Erinnerungen, zaubert mir jedes Mal ein Lachen ins Gesicht und macht mich unheimlich dankbar.
Dankbar dafür, dass es mir möglich war, dies alles zu erleben.
Viele Menschen – auf dem Trail und abseits des Trails – haben zu diesem besonderen Erlebnis beigetragen, haben mir geholfen die Schwierigkeiten des Weges zu meistern, haben zu meinem Glück und zu meiner Freude beigesteuert, haben den Continental Divide Trail trotz all seiner Schwierigkeiten liebenswert und unvergesslich für mich gemacht.
Zu allererst will ich an dieser Stelle meinen Sponsoren danken:
terrific.de, die mich bereits beim Pacific Crest Trail unterstützt hatten, danke ich für Kleidung, Ausrüstung und den stets netten Kontakt. Egal ob T-Shirt, Longshirt, wasserdichte Socken, warme Unterwäsche, Trekkinghose (die ich aufgrund des Gewichtsverlustes mehrmals mit Zahnseide enger nähen musste 🙂 ), Isomatte und Kompass, … alles hat bis zum Ende durchgehalten. Wenn ich für die nächste Tour wieder etwas Neues brauche, weiß ich wo ich fündig werde!
Der Firma Buff danke ich für die Überlassung zahlreicher Schlauchtücher, die so vielfältig einsetzbar sind. Ich werde wohl kaum einen Weg ohne diese gewichtssparenden ‚Allrounder‘ wandern! Eine nähere Beschreibung der Tücher und deren Einsatzmöglichkeiten samt Bildern findet Ihr oben in der Menueleiste unter dem Untermenue ‚Sponsoren für den CDT‘.
Weiterhin danke ich der Firma Sony für deren Unterstützung. Das Sony Xperia Z3 Compact hat sich als kleiner, potenter, leichtgewichtiger, stabiler und würdiger Mitstreiter bewährt. Wasser, Kälte, Hitze, Schnee, Staub, mehrere Stürze, … alles kein Problem für den kleinen Gesellen. Schmunzelnd konnte ich andere Hiker dabei beobachten, wie sie täglich ihre Smartphones aufladen mussten, während mein Energiewunder mindestens drei Tage durchhielt und dabei noch einmalige Fotos lieferte (nahezu alle Landschaftsaufnahmen wurden mit dem Sony Xperia Z3 Compact aufgenommen!), die dank des erweiterbaren Speichers, zusammen mit reichlich anderen Daten (Landkarten des gesamten Trails, zahlreiche Apps, meine gesamte Musikdateien, …) genügend Platz fanden. Neben den fantastisch guten Fotoaufnahmen kam das Smartphone auch immer wieder bei der Positionsbestimmung zum Einsatz und diente allabendlich zum Schreiben der Blogberichte. Perfekt!
Was für ein Abenteuer, das wir und all die anderen Hiker erleben durften: Avo und Gabby, Axyl, Banjo (mit seinem Dinosaurierzelt), Big Sky (mit dem wir einen Tag in Wyoming gewandert sind), Birddog, Commando, Das Boot, Dr. J, Frodo und Scout, Frost, Genny und Seth, Has no Horse, Kiddo, Lighthouse, Lott und Bailey, Mij, #2, Papa Chula, Roughy, Trooper und M80, Stabby… und viele mehr.
In besonderer Erinnerung bleiben mir Nick (aus Australien), mit dem ich am Gila River einige Tage gewandert bin und natürlich Race (aus den USA), der mit mir von Cuba bis Chama und von dort aus, Colorado vorerst überspringend, das Great Divide Basin in Wyoming gelaufen ist. Vielen Dank euch beiden für eure Begleitung. Und Race, dir und deiner Familie möchte ich für all die Hilfe und Großzügigkeit danken. Unsere gemeinsame Zeit auf dem CDT bleibt unvergessen und ebenso die Tage in Lincoln, die wir dank dir in vollen Zügen genießen konnten. Thank you so much!
Allen Trailangels und Helfern auf und am CDT ganz herzlichen Dank für eure Hilfe!
Leider erinnere ich mich nicht mehr an alle Namen, doch die im folgenden Genannten sollen stellvertretend für alle Trailangels stehen, die uns unterstützt haben:
Mike (in Lordsburg, fürs Wäschewaschen, für die Sightseeing-Tour und für’s leckere Mittagessen), Nita (für das Toasterhouse in Pie Town), Ted & Debbie (in Chama, für die Lagerung all der Pakete und für den sehr netten Kontakt), Jim (in Chama, dem vermutlich orignellsten, freundlichsten und hilfbereitesten Postbeamten, den ich kenne), Pam und Lance (für die Mitfahrgelegenheit in Wyoming), Cindy (für die Fahrt nach Rawlins), Steven und Nosy (in South Pass City für Getränke, Duschen und Campingplatz), Antje (für die Mitfahrgelegenheit in Lander, für die Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit), Cynthia (für die Fahrt von Lander nach Rawlins), Sarah (für die Fahrt nach Chama), Ralf (für die beiden Fahrten von Chama zum Cumbres Pass), Bob (für die Fahrt nach Southfork und um South Fork herum), Karla (für die Mitfahrgelegenheit zum Wolf Creek Pass, für zahlreiche Margaritas und das leckere Abendessen in South Fork), Liz (in Dubois, für ihre enorme Gastfreundschaft und Großzügigkeit, für ihre Herzlichkeit, für die netten Grillabende, die Verpflegung, den Fahrservice und, und, und…), Glenn (in Dubois, für die Fahrt nach Riverton und zurück, sowie die Tour durch den Yellowstone National Park), Gailyn (für die Fahrt nach Ennis), Carmen (in Norris, für die Fahrt zu den Hot Springs, dafür, dass wir in deinem Garten übernachten durften und für die tolle Unterhaltung), Sam und Flick (für die Fahrt von Butte zum Trailhead, für die Angelausrüstung und die Verpflegung), Mary Ann (für die Fahrt nach Helena UND zurück, sowie für die kleine Sightseeing-Tour), John (für die Fahrt nach Augusta), Birgit und Jeff (für die Fahrt nach East Glacier Park und die Verpflegung ), Lynne & Ray (für die lange Fahrt von Wateron, über die Grenze zurück in die USA nach East Glacier Park, die wie im Fluge verging), Beth (für die Fahrt nach Kalispell).
BJ und Bill, bei Euch beiden fühlten wir uns wie zuhause! Ganz, ganz, lieben Dank dafür und für so vieles mehr!
Ganz lieben Dank an meine Kollegen, meine Freunde (allen voran Lucia und Gisela), meine Familie und all die Menschen die meinem Blog gefolgt sind, am Abenteuer CDT teilgenommen haben, an alle, die mir immer wieder aufmunternde und ermutigende Nachrichten und positives Feedback zukommen ließen, die mich unterstützt haben. Es ist wunderschön zu sehen, dass ich mit meinen Berichten und Fotos so viele Menschen weltweit berühre! Neben der Heimat deswegen auch ganz viele Grüße an den Rest der Welt!
Weiterhin möchte ich Franzl für die beiden ‚Schutzengel‘, Dagmar für die Notfall-Trillerpfeife (die zum Glück nie zum Einsatz kommen musste) und Ingrid für ihre Aufmunterungen und Nachrichten danken.
Ein ganz besonderer Dank geht an Elmar, der uns von der Heimat aus mit Rat und Tat, bei Tag und Nacht zur Seite stand. Ob Warnungen vor Schlechtwetterfronten oder Waldbränden, stets hatte er ein wachsames Auge auf uns und den Trail. Ein beruhigendes Gefühl einen solchen Schutzengel und Freund bei sich zu wissen! Ganz herzlichen Dank, Elmar!
Wenn man nach so langer Zeit zurückkehrt, ist es schön mit offenen Armen (und Pfoten 🙂 ) empfangen zu werden, das eigene Bettchen sozusagen vorgewärmt, die Post ordentlich gestapelt und die zurückgelassenen Pflanzen in prächtigstem Wuchs. Herzlichen Dank Frances, Oliver und Minka, für Eure Hilfe und dafür, dass Ihr einfach da seid!
Ja, und wo wäre ich ohne meine Eltern? Nicht auf dieser Welt und nicht am Wandern! 😉 Immer wieder lasst ihr mich, auch wenn ihr die Abenteuerlust nicht ganz nachvollziehen könnt, vertrauensvoll in die Welt hinaus ziehen und meinen Traum leben. Und jedesmal weiß ich, dass ihr hinter mir steht und ich jederzeit heimkehren kann. Danke! Danke, dass ich immer auf euch zählen kann! Danke, dass ihr immer für mich da wart und seid! Und danke, Mamele, dass du dich immer wieder durch diesen riesigen Berg an Organisatorischem durcharbeitest, mir Carepakete und Schuhe in die weite Welt hinaus schickst, mir als ‚Basislager‘ den Rücken frei hältst!
Nein, ich hab‘ ihn natürlich nicht vergessen! Boston Bones! Mein treuer Gefährte durch drei Bundesstaaten, über 133 Tage, über Stock und Stein, über Berg und Tal, durch Höhen und Tiefen, durch Hitze und Kälte. Was haben wir alles gesehen, was haben wir alles erlebt! Ich hätte mir keine bessere Begleitung wünschen können. Humorvoll, aufmerksam, begeisterungsfähig, zäh, warmherzig, ehrlich, interessiert, unkompliziert, verspielt, geduldig, liebevoll, fürsorglich, abenteuerlustig, loyal, unerschrocken, selbstlos, neugierig, hilfsbereit … nun, vielleicht hin und wieder etwas zu übermütig und sich selbst überschätzend 😉 … Es geht nicht spurlos an einem vorüber, wenn man sich gegenseitig über eine derartig lange Strecke, über einen derart langen Zeitraum, 24 Stunden täglich, dicht auf dicht (er)tragen kann. Und so wird der CDT sicher nicht unser letzter gemeinsamer Weg gewesen sein!
Thank you very much, Boston Bones, for sharing the trail and – more than that – your life with me!
Nachtrag: Was wirklich in Riverton geschah (Teil II)!!!
🙂 Zum Abspielen des Video einfach auf das Bild klicken! 🙂
Hallo zusammen!
186. Tag (FINALE!) So 18.10.2015
Bin schon ganz aufgeregt und viel zu früh wach. Boston Bones schläft noch, draußen, im Dunkel der Nacht, höre ich Elche rufen und das Wasser des nahe gelegenen Creeks rauschen. Ansonsten ist es ruhig.
Ich lasse den Trail Revue passieren.
New Mexico: Der Flug mit Hindernissen, die Busfahrt nach Lordsburg, meine Hiker-Startgruppe.
Gila River und Nick mit dem ich dort ein paar Tage gewandert bin.
Pie Town, wo ich zum ersten Mal Boston Bones (in sauberen Klamotten!!!) und Axyl getroffen habe, die lecker Hirschfleisch für alle zubereitet haben.
Grants, mit Wiedersehen von Boston Bones, Axyl und Race.
Cuba und erneutes Wiedersehen mit Race, Axyl, Genny und Seth, Banjo, Mij und Boston Bones (der verloren ging, wiedergefunden und nach Cuba gebracht wurde. Seine Version der Geschichte weicht natürlich von meiner ab!!! 😉 ).
Der wunderschöne Aufenthalt auf der Ghost Ranch (auf der ich meinen Hikernamen ‚Dr. Hikinstein‘ erhielt), mein Hike mit Race nach Chama
mit anschließendem Flipflop und Hike des Great Divide Basin in Wyoming, mit seinen Mustangs und Gabelböcken.
Antje, unserem Trailangel in Landers.
Colorado:
Die Rückkehr nach Chama, das Wiedersehen mit Boston Bones und die Entscheidung, mit ihm weiter zu wandern.
Schnee, Gewitter, Berge, Kopfschmerzen! Das Warten auf Schneeschuhe in Southfork und das Treffen mit Karla.
Die herrlichen Tage mit BJ und Bill in Creede!
Die riesige Hirschherde, Schwarzbären, Tourismus, Leadville und Rosenkohl,
Prime Rib in Salida.
Wyoming:
Mein geliebtes Wyoming! Meiner Meinung nach der schönste Abschnitt des gesamten CDT!
Sei es das Great Divide Basin, die Windys mit dem Cirque of the Towers oder der überlaufene Yellowstone National Park, ….. alles war einfach traumhaft! Die Fauna, unser erster Elch! Selbst unsere ‚Krankenhausabenteuer‘ in Rawlins und Riverton können diesen guten Eindruck nicht mindern, nicht zuletzt aufgrund der Hilfe von Liz und Glenn in Dubois.
Montana:
Das Treffen mit Race und seiner Frau in Lincoln.
Der beeindruckende Glacier National Park zwischen East Glacier Park und Waterton, mit all den Tiere, die wir dort sehen durften. Bären, Dickhornschafe, Schneeziegen, Hirsche, Elche, Rehe.
Wir hatten Glück, dort so spät in der Saison zu laufen. So hatten wir alles ganz für uns allein. 🙂
Na endlich! Boston Bones ist wach. Wir können los. Auf zur Grenze!
Es ist bewölkt. Hoffentlich fängt es nicht an zu regnen.
Wir erreichen den Waterton Lake. Wie zu vermuten war, ist alles bereits geschlossen und eingewintert.
Keine Boote, keine Ranger, keine Hiker, keine Camper. Nichts! Alles wie ausgestorben.
Noch einmal fordern uns Naturgewalten und widrige Umstände heraus. Ein letztes Mal hangeln wir über die verbliebenen Drahtseile einer abgebauten Brücke. Ein Sturm braust über unsere Köpfe hinweg und lässt die Seile gefährlich hin und her schwingen. Der reissende Strom, in der tief klaffenden Schlucht unter uns, wartet nur darauf, uns in ein kaltes, nasses Grab zu ziehen. Unter uns die bleichen, zerschmetterten Gebeine unglücklicher Seelen, die an dieser letzten Herausforderung gescheitert sind.
Doch nicht mit uns! Nichts kann uns jetzt noch aufhalten!
Oh, hoppla, da sind doch glatt die Pferde mit mir durchgegangen und es hat sich ein wenig ‚Hikerlatein‘ eingeschlichen. 😉
Der Strom ist tatsächlich nur ein ruhig fließender Fluß, an dieser Stelle vielleicht zwei bis drei Meter tief, die Brücke deutlich länger und höher als die beiden Vorgänger der vergangenen Tage, die uns gut auf diese letzte Überquerung vorbereitet haben, es weht nur ein laues Lüftchen und bei den Gerippen handelt es sich lediglich um die Gräten eines verendeten Fisches. Aber seht selbst:
Wenige Meilen nur noch….
Die Sonne kommt zwischen den Wolken hervor. Super!
Und so findet unsere Mission ‚The Holy Trail – in search for the Canadian Boundary‚ (siehe Video)
ein sonniges Ende an der Canadischen Grenze, welche durch zwei Grenzsteine und eine Schneise im Wald gekennzeichnet ist.
Wir sind da!
Wir haben es geschafft!
Hurra!
Ich muss mich erst einmal setzen um alles fassen zu können. Lang erhofft und nicht zu glauben. Erst einmal sacken lassen.
Dann ist Zeit zu feiern, Zeit sich zu umarmen, zu beglückwünschen, Zeit anzustoßen, Zeit für Fotos.
Wir sind angekommen!
DANKE! THANK YOU!
185. Tag (on trail) Sa 17.10.2015
Heute ist unser letzter ’normaler‘ Trailtag, denn morgen werden wir die Canadische Grenze überschreiten und Waterton erreichen.
Dem Highline Trail entlang wandern wir weiter nach Norden,
mit sommerlich warmen Temperaturen, Sonnenschein und etwas Wehmut im Herzen.
Die Gedanken wirbeln wild im Kopf herum. Der Trail, die Erlebnisse, all die neuen Bekanntschaften, Trailangels, Hiker, all die Gesichter mit den dazugehörigen Geschichten.
Die Freude auf die Heimat, auf Freunde und Familie,
mischt sich mit dem Gefühl des Abschied-Nehmens. Abschied vom Trail, von der Natur, von der sechsmonatigen ‚Freiheit auf Zeit‘ und natürlich von Boston Bones. Aber da ist auch die Freude auf Neues, auf weitere Wege, die es zu erkunden lohnt. Ich bin gespannt, was die Zukunft alles bringen mag!
Doch noch sind wir, Boston Bones und ich, zusammen unterwegs, beobachten Dickhornschafe mit ihren Jungtieren am Cattle Queen Creek,
erklimmen gemeinsam den letzten hohen Pass,
schauen gemeinsam ein letztes Mal zurück auf die Berge, auf das Panorama, auf unser Zuhause der letzten Monate,
bevor wir, trotz schmerzender Knie und Füße, die letzten Meilen auf dem Waterton Valley Trail in Angriff nehmen, den Weg hinunter nach Canada. Waterton wir kommen!
Alles bekommt irgendwie eine Bedeutung, eine Wichtung. Das letzte Mal Wasser aufbereiten, das letzte Mal das Zelt aufstellen, das letzte Mal die Vorräte bärensicher aufhängen,
der letzte Blick in den nächtlichen Himmel mit all den Sternschnuppen, das letzte Mal ein Loch graben um den Boden zu düngen, das letzte Mal schlafen mit den Geräuschen und Gerüchen der Natur um uns herum. Fische die im See springen, das Rauschen des Wassers, der Wind, das Knacken der Äste, Steine, die in der Ferne von hohen Felsen kullern, Hirsch- und Elchrufe, Kojoten- und Wolfsgesänge, feuchtes Laub, unsere stinkenden Schlafsäcke, stinkenden Klamotten, stinkenden Körper 🙂 , der Schilfgeruch, der Geruch feuchter Erde, …
Letztes Camp am Kootenai Lake, nur sieben Meilen von der Grenze entfernt.
Klarer Sternenhimmel und Sternschnuppen.
Ich freue mich! Ich bin traurig! Ich freue mich!
Nachts 4 Grad Celsius
Maximaltemperatur 27 Grad Celsius
Maximalhöhe 2260 Meter
Gigantisch! (Nachtrag 184. Tag – Am Piegan Pass)
Was für ein tolles Tier!
Was für ein Pelz!
Und was für ein knuddeliges Hinterteil
184. Tag (on trail) Fr 16.10.2015
Feeling Good
Birds flying high
You know how I feel
Sun in the sky
You know how I feel
Reeds driftin‘ on by
You know how I feel
It’s a new dawn
It’s a new day
It’s a new life
For me
And I’m feeling good
Fish in the sea
You know how I feel
River running free
You know how I feel
Blossom on the tree
You know how I feel
It’s a new dawn
It’s a new day
It’s a new life
For me
And I’m feeling good
Dragonfly out in the sun
You know what I mean, don’t you know
Butterflies all havin‘ fun
You know what I mean
Sleep in peace when day is done
That’s what I mean
And this old world is a new world
And a bold world
For me
Stars when you shine
You know how I feel
Scent of the pine
You know how I feel
Oh, freedom is mine
And you know how I feel
It’s a new dawn
It’s a new day
It’s a new life
For me
And I’m feeling good
(Anthony Newley, Leslie Bricusse)
183. Tag (on trail) Do 15.10.2015
Brrrrr…… ist das kalt!!!
-5 Grad Celsius!!!
Wir eilen los, um die Körper auf Betriebstemperatur zu bringen.
Auf dem Weg zum St. Marys Lake können wir ein gutes Stück abkürzen in dem wir den Red Eagle Creek mit Hilfe einiger Baumstämme queren.
Auch die weitere Strecke, entlang der schattigen Südseite des Sees, ist von Baumstämmen geprägt.
Ein wahrer Hürdenlauf heute. Drüber, drunter, durch. Auf allen Vieren, auf dem Bauch… Vielleicht krieche ich besser weiter bis Canada?!
Während wir so unsere Hikerhintern auf der wenig Aussicht bietenden Uferseite abfrieren oder an Bäumen aufschürfen, schauen wir sehnsüchtig hinüber, zur anderen Seite, zur sonnigen Seite, zur ‚Going to the Sun Road‘. Ha, ha, sehr witzig!
In Ermangelung eines fehlenden Kampfes mit einem Bären, vergreift sich Boston Bones an den Überresten eines Murmeltiers, um dessen Zähne als Trophäe zu ergattern. Im folgenden Video erhält man nochmals einen Eindruck von den feinfühligen dentalen Fähigkeiten Boston Bones (zum Abspielen einfach anklicken) :
Für den schattigen Trail, werden wir allerdings mit der Sichtung des äußerst scheuen und seltenen Bostoner Waldhörnchens (siehe Video)
und einer handvoll Wasserfälle belohnt.
An den Virginia Falls legen wir eine Mittagspause ein und essen getrocknetes Hirschfleisch das mit Früchten und Nüssen angereichert ist. Sehr lecker!
Rund um die St. Marys Falls
sehen wir die Schäden die der diesjährige Waldbrand verursacht hat. Verbrannte Erde, Verbrannte Bäume, Asche auf dem Boden, Kokelgeruch in der Luft.
Dann erreichen wir endlich den ‚Going to the Sun Highway‘ – die Sonnenseite des heutigen Tages.
Nach kurzer Zeit verlassen wir den Highway und beginnen den Anstieg zum Piegan Pass, den wir aber erst morgen zu Ende bringen. Knapp zwei Meilen vor dem Pass campen wir auf einer Lichtung, umgeben von Bergen.
Heute Nacht wird es wieder kalt werden. Es ist erst acht Uhr abends und meine Nasenspitze tropft vor Kälte.
Nichts wie rein, ganz tief, in den Schlafsack!
Euch ein warmes Bett. Gute Nacht!
Eure Maria
Countdown :
– 51 Meilen
– 1,5 größere Anstiege
Nachts -5 Grad Celsius
Maximaltemperatur 25 Grad Celsius
Maximalhöhe 2028 Meter
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182. Tag (on trail) Mi 14.10.2015
Alles Gute zum Geburtstag, Gisela! 🙂
Nach einem Frühstück mit den drei Sectionhikern machen wir uns auf zum nächsten Anstieg. Triple Divide Pass heisst unser heutiger ‚Stolperstein‘.
Schneeziegen beäugen uns aus der Ferne. Angenehm flach steigt der Trail an, kaum Wind, keine Angst, etwas Nervosität.
Beim schattigen Abstieg auf der anderen Seite des Triple Divide Pass ist es eisig kalt und windig. Meine Handschuhe kommen zum Einsatz und ich muss mich vermummen, damit mir das Hirn nicht am Schädel festfriert.
Im Tal sehen wir gleich fünf Elche. Zwei Kühe, ein Kalb, einen Jungbullen und einen Altbullen.
Auch weitere Schneeziegen, leider nach wie vor aus der Ferne.
Die Brücken hier im Glacier National Park sind bereits ‚im Winterschlaf‘ und wurden weitgehend abgebaut. Wir hangeln deswegen an den verbliebenen Stahlseilen über zwei Flüsse.
Hier ein kleines Video. Zum Ansehen einfach anklicken!
Ein wahrer Drahtseilakt. Nächstes Mal dann freihändig und mit verbundenen Augen! 🙂
Einige tote, umgestürzte Bäume (Folgen eines Waldbrandes der vergangenen Jahre) pflastern unseren Weg
und zwingen uns, sie entweder zu überklettern oder Umwege durchs Buschwerk vorzunehmen. Meine Beine sind blutig gekratzt als wir unser Camp in Nähe des Red Eagle Lake aufschlagen. Eigentlich wollten wir noch etwas weiter kommen, doch der Weg, die Bäume und ‚Brücken‘ haben mehr Zeit geraubt als gedacht.
Die Lichtung, auf der wir zelten, scheint gut besucht zu sein. Überall liegt Hirschkot. Besonders das windgeschützte Plätzchen, dass wir gewählt haben, scheint auch den Tieren zu gefallen. Die wissen eben auch was gut ist. So betten wir uns heute auf Hirschkügelchen. Wie man sich bettet so riecht man. 😉
Süße Träume!
Eure Dr. Hikinstein
Count Down :
– 64 Meilen
– drei größere Anstiege
Maximaltemperatur 25 Grad Celsius
Nachts 6 Grad Celsius
Maximalhöhe 2206 Meter
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186. Tag CANADA!!!
181. Tag (on trail) Di 13.10.2015
Was für ein Tag!
Nachdem wir uns gestern vergebens am Mount Henry versucht hatten, und durch den Marsch zurück nach East Glacier Park einige Extrameilen absolvierten, lassen wir uns heute um Mount Henry herum zum Two Medicine Lake fahren, dem heutigen Startpunkt.

Regenbogen, Wolken, Sonne und Wind und den ganzen Tag über eine bezaubernd schöne Landschaft.
Und sackweise Tiere!
Aber erst mal der Reihe nach!
Wir laufen ein Tal hinauf Richtung Oldman Lake.

Gleich zu Beginn sehen wir bereits ein Reh
und, entfernt in den Felsen, zwei Schneeziegen.
Weiter geht es einen ausgetrockneten Fluß entlang
vorbei am Rising Wolf Mountain.
Vor uns sehen wir, lange bevor wir dort ankommen, den markanten Flinch Peak und Mount Morgan, an deren Fuße Oldman Lake liegt.
Vom Oldman Lake
steigen wir auf zum Pitamakan Pass. Auf dem Weg dorthin die heutigen Highlights. Ich schaue zum Oldman Lake hinunter und sehe …. jawohl …. endlich meine Grizzlys. Mamabär mit zwei Kleinen gräbt fleißig am Seeufer die Erde um, auf der Suche nach Essbarem. Sie sind sehr weit entfernt, nur kleine Punkte, doch mit der Kamera kann ich sie wenigstens ein bisschen beobachten. Und dann, kurze Zeit später, direkt vor uns auf dem Trail, völlig unbeeindruckt von uns Hikern, ein Dickhornschafbock.
Wir sind völlig aus dem Häuschen, die Kamera kommt nicht zur Ruhe, bis …. die Speicherkarte voll ist.
Meinem schwachen Nervenkostüm habe ich es zu verdanken, dass ich nicht sofort am Hang die Speicherkarten wechsle, sondern erst oben, am vermeintlich sicheren Pass, wo ich mich setzen kann und von den Böen geschützt, den Wechsel vornehme.
Nicht dass der Wind besonders stark ist oder der Aufstieg besonders steil. Doch mir hat’s gereicht!
Dumm nur, dass ich dadurch keine Aufnahmen vom vorbeihastenden Bigfoot machen konnte, der sich den Schafsbock schnappte, unter seinen pelzigen Arm klemmte und ins Tal hinab eilte. Er trug übrigens Boston Bones Strickmützchen, dass gestern vom Wind erfasst und davon geweht wurde. 😉
Wenigstens läuft mir die grandiose Aussicht hier oben nicht davon und so kann ich herrliche Bilder von den vor und hinter uns liegenden Tälern schießen.
Endlich geht es wieder runter! Meine Nerven beruhigen sich langsam.
Vorbei am Katoya Lake zum Morning Star Lake, am Fuße des Medicine Grizzly, einem Berg, der gespickt ist mit Schneeziegen, ziehen wir zum Atlantic Creek Campground, nicht ohne
noch vorher einen Wapitihirsch beobachten zu können.
Herrlich! So viele Tiere!

Als Zeltnachbarn im Camp, das gut eingerichtet ist mit Toilette und Vorrichtung zum ‚Bear-Bagging‘, haben wir heute drei ältere Sectionhiker.
Count Down:
– 80 Meilen
– Vier größere Anstiege
Maximaltemperatur 26 Grad Celsius
Maximalhöhe 2324 Meter
180. Tag (on trail und East Glacier Park) Mo 12.10.2015
Jetzt aber los!
Die Schneedecke ist noch dünner geworden, der Wind hat sich verzogen, die Sonne scheint. Auf, auf!
Und es lohnt sich! Direkt zu Beginn sehen wir bereits einen Elch im Gehölz und einige Stunden später, mitten im Aufstieg, unser erstes Dickhornschaf.
Mit Beginn des heutigen Anstiegs auf Mount Henry beginnt auch der Wind. Je höher wir kommen umso stärker weht er uns um die Ohren, bis er schließlich so stark ist (kurz vorm Abstieg), dass ich mich kaum noch auf dem Weg halten kann.
Kein Problem bis dahin, da der Trail bisher nicht sehr steil verläuft und man, selbst wenn man ein paar Meter weit geweht wird, nicht abstürzen kann. Doch laut Karten ist der nun folgende Abstieg ins Tal steil. Außerdem scheint der Wind, der uns auf dieser Seite des Berges bereits schwer zu schaffen macht (noch nie war ein Anstieg so mühsam, gleichzeitig aber auch sehr amüsant!), von der gegenüberliegenden Seite, die wir absteigen müssen, zu kommen. Hier das Video zum Tage (zum Abspielen einfach nur anklicken):
Bei der nächsten Böe die mich zu Boden wirft (auf dem ganzen Trail bin ich nicht so oft gefallen wie heute innerhalb weniger Stunden) steht für mich die Entscheidung fest umzukehren.
Boston Bones, dem mittlerweile sein Mützchen vom Wind geraubt und ins Tal hinab geweht wurde, will NATÜRLICH weiter, dreht aber mir zu liebe auch um. Gut so. Ich habe keine Lust seine zertrümmerten Bostoner Knochen am Fuße des Berges einzusammeln.
So torkeln wir, wie betrunken, wieder den Berg hinunter zurück nach East Glacier Park. Auf dem Weg dorthin halten wir Ausschau nach Boston Bones Mütze. Ich meine ein Dickhornschaf mit Kopfbedeckung gesehen zu haben, kann mich aber auch täuschen, denn der Wind treibt einem Staub und Tränen in die Augen.
Hoffentlich lässt der Wind morgen nach!
Bis bald
Eure Maria
Maximaltemperatur 24 Grad Celsius
Maximalhöhe 2343 Meter
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179. Tag (East Glacier Park) So 11.10.2015
Schon gestern Abend ging es los. Starke Böen!
Auf dem Weg zum Abendessen mussten wir uns ordentlich gegen den Wind stellen. Nächtliche Regenschauer.
Heute morgen dann der Blick aus dem Fenster. Oben in den Bergen ist eine dünne Schneedecke zu sehen.
Wir packen zusammen, gehen nochmal kräftig frühstücken und machen uns auf den Weg in den Glacier National Park. Doch wir gehen nicht weit. Es ist noch immer recht windig. Nicht so stark wie gestern Abend, doch wie sieht es wohl dort oben aus?
Wir drehen wieder um, entscheiden uns, noch einen Tag zu warten.
Bis morgen
Eure Dr. Hikinstein
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178. Tag (East Glacier Park) Sa 10.10.2015
Wie der Abend gestern geendet hatte so beginnt heute der Morgen: Mit wunderschönen Wolkenformationen und tollen Farben.
Obwohl uns ein schweres Weitertrampen, in das nur dreizehn Meilen entfernte East Glacier Park, prophezeit wurde, hält nur wenige Meter hinterm Ortsschild von Browning ein Wagen.
Birgit (ursprünglich aus Deutschland 🙂 ) und Jeff (aus den USA) nehmen uns mit. Hurra! Dankeschön! Thank you!
Eine kurzweilige Fahrt an deren Ende wir sogar noch mit Proviant versehen werden. Nochmals Dankeschön!
So sind wir heute sehr früh bei der Post und erhalten Dank Jeffs beherzten Einsatzes unsere Pakete, obwohl die Post heute eigentlich geschlossen hat.
Perfekt! Wir können uns auf den Glacier National Park vorbereiten und den Rest des Tages ausruhen. Im Whistling Swan.
Morgen soll’s weiter gehen.
Liebe Grüße an alle!
Eure Maria
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177. Tag (Roadwalk + Browning) Fr 09.10.2015
Anfangs scheint unser Plan, heute nach East Glacier Park zu trampen, aufzugehen, denn schon nach kurzer Zeit hält ein Wagen und nimmt uns bis zum Highway 89 mit.
Ab hier verlässt uns das Tramperglück. Kein Wagen hält! Für Stunden! Über viele Kilometer nicht enden wollenden Roadwalks! Wir sehen Bynum, den nächsten Ort, vor uns. Nur scheint er, egal wie lange wir darauf zu laufen, nicht näher zu kommen. Bei jedem nahenden Auto keimt erneut die Hoffnung, auf eine Mitfahrgelegenheit, auf. Mit jedem Auto, dass nicht hält, wächst die Wut und Frustration! Etwa drei Kilometer vor Bynum nimmt uns ein Anwohner dann doch noch bis Bynum mit. Von unserem Ziel, East Glacier Park, sind wir noch weit entfernt! In Bynum gibt es nicht viel. Außer einem ‚Dinosaurier Center‘.
Dem T-Rex haben wir es aber zu verdanken, dass andere Touristen halten und uns ein weiteres Stück mitnehmen.
Nach Browning! Weiter kommen wir heute leider nicht. Browning liegt im Blackfeet Indian Reservation. Ein nicht sehr ansehnlicher Ort, Polizeisirenen heulen die ganze Nacht. Dafür aber ein Wahnsinns-Sonnenuntergang
mit einer unglaublichen Farben- und Formengewalt.
Eine gewaltfreie, ruhige Nacht wünsche ich Euch.
Eure Dr. Hikinstein
Maximaltemperatur 41 Grad Celsius
Maximalhöhe 1390 Meter
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176. Tag (on trail) Do 08.10.2015
Alles Gute zum Geburtstag! 🙂
Trocken aber mit dicken, dunklen Regenwolken über uns, starten wir in den Tag.
Aufgrund der Wolken und des drohenden Schneefalls weiter nördlich diskutieren wir immer wieder das Für und Wider weiter den Trail zu laufen oder abzukürzen, um den Glacier National Park, der ein Highlight des CDTs sein soll, schneefrei laufen zu können.
In Überlegungen vertieft verpassen wir eine Weggabelung und erwischen den falschen Trail, der sich aber als gute Abkürzung herausstellt.
In der Nähe des Benchmark Campgrounds müssen wir uns dann entscheiden. Weiter dem Trail nach Norden folgen und darauf hoffen, dass sich das Wetter, bis wir den Glacier National Park erreichen, weiterhin hält oder von hier aus den Trail verlassen und nach Glacier trampen um die vorausgesagten Schönwettertage dort zu nutzen. Ja, das klingt besser!
Entlang einer einfachen, außerhalb der Saison kaum benutzen Straße machen wir uns auf den Weg nach Augusta.
Ein Ranger, der nach etwa einer Stunde vorbeifährt darf uns angeblich, im Dienst, nicht mitnehmen. Auch das Versprechen, dass wir uns ganz klein machen, uns im Wagen verstecken und keinem etwas erzählen nützt nichts.
Er bleibt unerbittlich. Also weiter der Straße nach.
An ein paar Blockhütten hören wir Maschinen laufen. Zwei Männer laufen geschäftig hin und her. Vielleicht fährt einer von denen heute noch nach Augusta? Ich gehe fragen. John, der Satelliten-Schüsseln installiert, verspricht uns mitzunehmen, muss aber natürlich erst noch seinen Job erledigen. Wir machen Mittagspause und laufen dann weiter Richtung Augusta, falls sich noch eine weitere, frühere Mitfahrgelegenheit bieten sollte.
Dieser Fall tritt aber nicht ein. Hier ist niemand mehr unterwegs!
Letztlich bringt uns John nach Augusta, einem kleinen Ort in dem uns jeder, aber wirklich absolut jeder freundlich und interessiert, begrüsst.
In der Bar des Motels treffen wir auf eine fröhliche kleine Truppe. Nick, Theresa, Garry, Tony und deren Freunde. Tony spielt Gitarre und singt Johnny Cash Songs, an den bekannteren Songstellen Stimmen alle mit ein oder summen mit. Es ist richtig gemütlich, lustig, unterhaltsam. Doch wir wollen noch was leckeres Essen gehen, im Restaurant etwas die Straße runter.
Ein gelungener Abend, Dank netter Gesellschaft und gutem Essen.
Euch auch einen gut gedeckten Tisch und einen netten Abend.
Eure Maria
Maximaltemperatur 34 Grad Celsius
Nachts 8 Grad Celsius
Maximalhöhe 1822 Meter
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175. Tag (on trail) Mi 07.10.2015
Der Wind hat uns nicht weggeweht, es ist angenehm ‚warm‘ und die Socken sind über Nacht getrocknet.
Heute dürften die Füße trocken bleiben und es müssten mehr Meilen möglich sein, denn wir werden ins Tal absteigen und vor uns sehe ich momentan keinen Schnee. Gut so!
Entlang des Dearborn River werfen wir immer wieder einen Blick ins kristallklare Wasser. Schwimmt da vielleicht unser Mittag- oder Abendessen? Nein, leider nicht.
Ein Schmetterling leistet uns, während einer Pause am Fluß, Gesellschaft,
lässt sich dann auf meinem Rucksack nieder und anschließend ein Stück mitnehmen.
Warum nicht?! Er fällt ja unter die Kategorie ‚ultralight‘ und wer weiss, vielleicht hilft er mir ja mit ein paar Flügelschlägen meine Last zu tragen.
Am frühen Nachmittag verlassen wir den Dearborn River und laufen statt dessen den Welcome Creek,
etwas später den Straight Creek entlang. Der Himmel zieht zu, alles färbt sich grau, passend zur wenig attraktiven Umgebung mit kahlen Hängen und Baumstumpfresten, Folgen eines Waldbrandes vergangener Jahre. Von wegen ‚Welcome Creek‘!
Die Füße tun mir bereits seit dem Mittag weh (Schuhe sind bald durch und federn nicht mehr gut), doch wir müssen noch ein wenig weiter, unsere geplanten 20 Meilen ‚voll machen‘.
Noch ein Anstieg heute und ein gutes Stück hinunter ins Tal, dann sollte das Tagespensum geschafft sein.
Da ich ein gutes Stück hinter Boston Bones herlaufe, verpasse ich leider die Grizzly Dame mit ihren beiden Jungtieren, die, von Boston Bones aufgeschreckt, sofort das Weite suchen. Wir gehen noch ein Stück weiter, um das Feld den Bären zu überlassen.
Es beginnt zu regnen. Nicht stark. Hoffentlich bedeutet dies nicht Schnee im Glacier National Park!
Bis morgen!
Eure Dr. Hikinstein
Nachtrag: Pfefferspray ist sehr effektiv, wie wir heute am eigenen Leib erleben durften. Und man sollte wirklich sehr vorsichtig mit den Sprühflaschen umgehen!
Obwohl noch gesichert, hat sich ein winzig kleiner Sprühstoß im Zelt entladen, als Boston Bones den Spray dort deponiert. Diese winzig kleine Menge war ausreichend, uns einige Minuten husten zu lassen… und ich war noch nicht einmal im Zelt!!! Noch mitten in der Nacht konnte ich ein leichtes Brennen auf den Lippen verspüren.
Maximaltemperatur 20 Grad Celsius
Nachts 6 Grad Celsius
Maximalhöhe 2306
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174. Tag (on trail) Di 06.10.2015
Der Rucksack ist wider erwarten noch da. Boston Bones wollte ihn gestern unbedingt aufhängen, obwohl kein geeigneter Baum vorhanden war. Das kleine Ding, in dem der Sack dann letztlich gehisst wurde (um die Gemüter zu beruhigen), konnte sogar ich mit Leichtigkeit erklimmen (um den Sack etwas höher zu hängen)…warum also, sollte ein Bär dies nicht auch bewerkstelligen?!
Aber, wie gesagt, es ist ja alles gut ausgegangen.
Heute plagen wir uns weiter durch den Schnee, geniessen die Aussichten,
lassen uns von den steifen Brisen an den Pässen und Graten nicht beeindrucken und treffen am frühen Nachmittag zwei Reiter, einer zu Pferde, einer zu Muli. 🙂
Wobei ich mir bei dem Maultier nicht ganz sicher bin. Es hat einen derartigen Riesenschädel, dass durchaus auch ein wenig Bison eingekreuzt sein könnte.
Wir finden kein Wasser. Alle Bäche und Seen am Trail sind ausgetrocknet. Also verbringen wir die Mittagspause damit Schnee zu schmelzen und anschließend zu filtern.
Weiter geht es über weitgehend kahle Hänge.
Auf dem Trail wieder einmal reichlich Bärenspuren und ‚Häufchen‘ bei deren Anblick sich jedoch die Frage stellt, wie das mit dem Winterschlaf funktionieren soll, wenn ein Großteil des Futters unverdaut, nach mehreren Metern Darmpassage, erneut das Tageslicht erblickt.
Müde erreichen wir eine kleine Lichtung mit flachen Plätzchen ideal zum Zelten. Ich möchte aber, wegen der vielen Bärenspuren, das Zelt etwas weiter entfernt vom Trail und etwas höher gelegen, die Lichtung überblickend, aufstellen. Boston Bones Warnung, der Wind dort oben könnte stärker sein, schlage ich in den selbigen. Einen geeigneten Baum zum ‚Bear-Bagging‘ hatten wir bereits vom Tal aus erspäht und ist nun nicht unweit unseres Lagers.
Während ich nun den Blogbericht verfasse wird das Zelt vom Wind geschüttelt. Ich sage es ja nur ungern, und es hallt sowieso von nebenan: Boston Bones is right! 😀
Wir haben ein wenig Bedenken, dass uns der Schnee zu viel Zeit rauben könnte. Die Rückflüge sind gebucht und wir stehen nun ein wenig unter Zeitdruck. Zu gerne wollen wir den Trail in Waterton (Canada) beenden.
Doch wenn wir weiterhin durch den Schnee ausgebremst werden, müssen wir uns eine Alternative einfallen lassen.
Schauen wir mal!
Bis morgen
Eure Dr. Hikinstein
Maximaltemperatur 21 Grad Celsius
Nachts 4 Grad Celsius
Maximalhöhe 2527 Meter
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173. Tag (on trail) Mo 05.10.2015
Der Abschied von der gemütlichen Bleibe in Lincoln fällt schwer, umso mehr, da es draußen kalt und neblig ist.
Doch oben am Roger Pass, wo wir wieder auf den Trail stoßen, scheint die Sonne… und es liegt Schnee.
Dieser erschwert unser Vorwärtskommen, macht dafür aber die Umgebung reizvoller.
Man hat mehr das Gefühl im Frühling zu laufen als im Herbst.
Die Sonne taut den schweren pappigen Schnee, überall tropft das Schmelzwasser von den Bäumen, die Schneekristalle glitzern, Vögel zwitschern und wir stapfen über die knirschende, unberührte Oberfläche.
Ab und zu sind uns allerdings ein paar Tiere voraus und haben ihre Abdrücke hinterlassen: Hörnchen, Vögel, Rehe, Hirsche, Wölfe und Bären.
Abends können wir keinen geeigneten Zeltplatz bzw. Baum finden und die Sterne stehen bereits am Himmel als ich genervt – hab‘ mich beim Zeltaufbau auch noch ungeschickt angestellt und musste mehrmals neu anfangen – in meinen Schlafsack krieche.
Gute Nacht!
Eure Maria
Maximaltemperatur 28 Grad Celsius
Maximalhöhe 2249 Meter
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