157. Tag (on trail) Sa 19.09.2015
Autos rasen vorbei, der zarte, betörende Duft gefüllter Plumpsklos weht in Schwaden ums Zelt, es ist kalt. Ich bin wach!
Einziger Lichtblick an diesem akustisch, olfaktorisch und thermisch misslungenen Start in den Tag ist das bevorstehende Frühstück.
Wir werden neben dem prasselnden Kaminfeuer plaziert, können uns aufwärmen und das Zelt vom Kondenswasser trocknen.
Speck, Eier, Hashbrowns (eine Art Bratkartoffeln) und Toast stellen meine Basis für den Tag dar. Boston Bones bestellt sich Pancakes (Pfannkuchen). Gleich drei, obwohl er bereits gestern von unserem ‚Fahrer‘ vor der Größe der Pancakes gewarnt wurde. Auch die Kellnerin fragt extra noch einmal nach, ob er sich mit seiner Bestellung auch wirklich sicher ist.
Und dann kommen sie! Wahre Monster! Eher geeignet sich damit zuzudecken als sie zu essen!
Mit Butter und Ahornsirup als Schmiermittel versucht Boston Bones den drei Burschen zu Leibe zu rücken. Eineinhalb kann er bezwingen. Eine weitere Hälfte ringe ich nieder. Dann müssen wir uns geschlagen geben und das Schlachtfeld mit gesenkten Häuptern räumen, während ein Pfannkuchen als Sieger zurück bleibt und uns aus siruptriefenden Fettaugen hämisch nachblickt.
Derart beladen – wir müssen bis zum Abend nichts mehr essen – geht es, nach begleichen der gestrigen Platzgebühr, weiter am Madison River entlang
zum Quake Lake, der 1959 durch ein Erdbeben entstanden ist.
Aufgrund des Bebens kam es zu riesigen Erdrutschen an den das Flußtal begrenzenden Bergen. Unzählige Tonnen an Erde und Geröll begraben mehrere Menschen unter sich und schütten das Flussbett zu, so dass es zu einer raschen Anstauung des Madison Rivers kommt. Quake Lake ist geboren und begräbt Kilometer an Land unter sich. Bäume, Strassen, Tiere, Menschen von Wasser und Geröll bedeckt.
An mehreren Stellen entlang der Straße wird auf Gedenk- und Informationstafeln an das Unglück erinnert.
Wir folgen weitere Kilometer dem Madison River, der nun hinunter in eine weite Ebene fliesst, die von schneebestäubten Bergen umgeben ist.
Am späten Nachmittag geht uns das Wasser aus und wir halten an einem kleinen Grill in der Hoffnung nachtanken zu können. Eine Cola wäre
auch nicht schlecht und es riecht verführerisch nach Speck. Auf dem Vorplatz treffen wir jedoch auf ein paar Angestellte, die uns mitteilen, dass der Laden geschlossen sei. Auch Wasser können wir hier angeblich nicht nachfüllen. Es gäbe weder Wasser noch Strom! Und der Speck??? Egal, macht nichts! Dann füllen wir unsere Flaschen eben am nächsten Creek.
Auch heute spüre ich deutlich meine Fersen. Die Sonne geht langsam unter, der nächste Campingplatz ist knapp fünfzehn Kilometer entfernt.
Wieder strecken wir die Daumen in die Luft. Einige Kilometer später hält ein junges Mädel, Gailyn, die auf einer nahe gelegenen Ranch arbeitet. Sie nimmt uns bis Ennis, eine kleine ‚Cowboy Stadt‘, mit und wir quartieren uns in einem Motel ein.
Zum Essen fassen laufen wir in den Ort, in eine kleine Kneipe mit Livemusik, in der wir Gailyn wieder sehen. Ebenso treffen wir auf Katrina, ihren Mann Nikolai und deren Freunde die wir heute alle entlang der Straße bereits getroffen hatten (geschlossener Grill). Sie und Ihre Freunde erkennen uns als die ‚crazy hikers‘ wieder und schnell sind wir in Gespräche und Geschichten vertieft. Ein netter, feucht-fröhlicher Abend, den wir leider zu früh verlassen müssen. Wir sind hundemüde.
Gähn….
Schlaft gut!
Eure Maria
Maximaltemperatur 32 Grad Celsius
Nachts 0 Grad Celsius
Maximalhöhe 2037 Meter
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Die Pfannekuchen hätte ich allesamt ratzfatz weggefuttert 😉
😀 ich glaube, dann hättest Du sie sogar umsonst bekommen. 😀
Ich liebe diesen mit siruptriefenden Pfannkuchen der euch mit seinen Fettaugen hämisch nachblickt. Selten so gelacht.
😀 war echt ein Monster! 😀