56. Tag (on trail) Mi 10.06.2015

Es ist angenehm warm als mich nachts ‚Mutter Natur‘ ins Freie ruft. Im Mondlicht sieht alles ganz friedlich aus. Noch ist es trocken,  aber der gesamte Himmel ist, soweit man blicken kann, wolkenverhangen.

Und da ist er wieder, der Regen… prasselt auf die Zelte nieder und verschafft uns eine längere Schlafsackruhe. Wer will den Tag schon im strömenden Regen beginnen?

Nach dem Regen blicke ich aus dem Zelt und was sehe ich da?
NICHTS! Jedenfalls nicht viel. Keine fünfzig Meter weit Sicht.

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Nebelschwaden und tiefhängende Regenwolken überall.

Boston Bones geht es wieder besser.

Wir entscheiden uns, den Trail zu verlassen und auf einem Seitenweg ins Tal abzusteigen, Richtung Highway 17.
Zu gefährlich, hier oben ohne Sicht durch die Gegend zu stapfen und auch zu mühsam die weichen Schneefelder aufgrund mangelnder Sicht nicht umlaufen (wenn überhaupt möglich!) zu können sondern queren zu müssen.

Im ‚Blindflug‘ folgen wir dem GPS. 

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Den Trail, der hier eigentlich entlangläuft, sehen wir vor lauter Schnee nicht. Nur die ab und zu vorhandenen Steinhaufen, die der Markierung dienen, zeigen uns, dass wir nicht völlig falsch laufen.

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Streckenweise hat der Schnee noch eine stabile Eiskruste und wir kommen gut voran. Dann aber wieder unendlich erscheinende Schneefelder, die durch den nächtlichen Regen weich und matschig geworden sind.  Einsinken,  permanentes Einsinken, knie – und hüfthoch. Darunter Schmelzwasser, so dass Schuhe, Socken (wasserdichte!) und Hosen bald vor Eiswasser triefen.
Es scheint keine einzige trockene Stelle hier oben zu geben. Alles fließt,  rinnt, sickert…
Wir durchwaten quasi immer wieder kleinere schneebedeckte Tümpel.

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Gar nicht lustig!  Demotivierend! Frustrierend! Kräfte zehrend!
Teilweise laufe ich hinter Boston Bones her, der versucht mit seinen Schneeschuhen den Schnee zu verdichten, was nur bedingt funktioniert, denn selbst mit Schneeschuhen sinkt auch er immer wieder ein.
Bald kann ich meine Zehen nicht mehr spüren und Boston Bones,  der Lederstiefel trägt, hat noch mehr darunter zu leiden als ich. Ich möchte nicht wissen wie viel diese eiskalten Lederklumpen jetzt wiegen.

Also: Frühes Camp (nach nur wenigen Kilometern) und Zehen aufwärmen so lange noch ein Funken Leben in ihnen steckt.

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Noch während wir die Zelte aufbauen bricht ein gewaltiger Graupelschauer über uns herein. Zum Glück kann ich mein Aussenzelt unabhängig vom Innenzelt aufbauen und die Ausrüstung auf diese Weise halbwegs trocken halten.
Jetzt aber raus aus den Regenklamotten und den nassen Beinkleidern und ab in den Schlafsack, Essen fassen (das wärmt zusätzlich).

Der Graupel geht in einen Dauerregen über und erst nach meinem Mittagschlaf sehe ich, heute zum ersten Mal, für kurze Zeit die Sonne. Dann fängt es wieder an zu Stürmen und zu Regnen.

23.15 Uhr. Regen und Sturm. Ich kann nicht schlafen. 😦

Schlaft wenigstens Ihr gut, trocken und warm.

Eure Maria

Veröffentlicht mit WordPress für Android

10 Kommentare

  1. lucia

    Oh sorry, ich meinte natürlich Boston Bones macht das toll nicht das er “ toll „macht. Vielleicht könnt ihr auch darüber lachen wie ich.

  2. lucia

    Das sieht ja gerade nicht hübsch aus für euch. Ich wünsche dir das dein Zehennagel dran bleibt, das Wetter angenehm wird und du bei Kräften bleibst. Boston Bones und dir einen kräftigen Drücker von mir.

  3. Dorit

    Liebe Maria, endlich wieder Nachricht von dir 🙂 ich freu mich bei jedem Eintrag auf deine spannenden Geschichten, die du auf dem Trail erlebst.
    Traumhafte Landschaften und einzigartige Natur, und mitten drin ihr ‚kleinen‘ hiker.
    hoffentlich bleibt dir der Nagel noch ein Weilchen erhalten!!!
    Haltet durch! Es kommt auch wieder Sonne und bessere Tage!
    Viel Erfolg weiterhin!

  4. Ilse

    Deine letzten Tage waren ja echt Kontrastprogramm. Die Fotos vom 52sten – 55sten Tag sind mal wieder grandios,
    auch die Morgendämmerung.
    Wie hoch seit ihr jetzt eigentlich? Wegen Höhenkrankheit und so.
    Jetzt hoff ich halt, dass sich die miese Wetterlage inzwischen gebessert hat und es euch beiden wieder gut geht.
    Liebe Grüße: Ilse

    • mariaelfe

      Also das höchste dürften an die 3700 Meter gewesen sein. Leider regnet es fast täglich … in den Tätern leiden sie an Überschwemmungen… und oben in den Bergen, na ja, das weisst Du ja schon.

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