10. Tag (on trail + Silver City) Sa 25.04.2015

Was für eine Horrornacht. Nicht dass etwa die Schweinetruppe mein Zelt heimgesucht hätte, nein ich hatte selbiges in Ermangelung eines geeigneteren Platzes in geringer Schräglage aufgestellt und rolle und rutsche nachts ständig in die selbe Ecke. Rapple mich wieder auf, nur um mich alsbald wieder in der selben Ecke wieder zu finden. Total verdreht, mit eingeschlafenen Armen oder Druckstellen an Schultern und Hüfte.

Und nicht nur das. Die ganze Nacht fahren Autos vorbei und in der Ferne höre ich Maschinengeräusche. Was zur Hölle treiben die da? Reißen sie Bäume aus, bauen sie eine Straße oder versetzten sie Berge…und platzieren sie auf den Trail, damit es schön anstrengend bleibt?
Fast! Am nächsten Morgen, nach den ersten Schritten, sehe ich es. Ich hatte mein Lager direkt neben einem ‚Steinbruch‘ aufgeschlagen. 😦 Und die arbeiten dort auch nachts!!!

Im Wald hinter mir höre ich Truthähne und muss bei dem Gedanken an ihr Aussehen lachen.

Sechs Kilometer laufe ich bis zum Highway und ebenso lange zieht sich zu meiner Linken der ‚Steinbruch‘ hin.
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Riesige Fahrzeuge wuchten die Erde um und erschaffen so neue Hügel.
Auf der anderen Seite Privatgelände und alle hundert Meter ein Verbotsschild ‚No Hunting! No trespassing!‘. Nun ja, da ich meinen ‚Henry Stutzen‘ (ein Geschenk Old Shatterhands; er war es doch 🙂 ) aus gewichtigen Gründen bereits heim geschickt habe interessiert mich das erste Verbot nur wenig. Schön wäre es allerdings schon, im Gelände und nicht auf der Strasse laufen zu müssen. Nun ja, da kann man eben nichts machen und so heisst es bei jedem vorbei rollenden Fahrzeug immer schön den Staub schlucken. Die gröbsten Partikel kann ich dank eines als Mund-und Nasenschutz eingesetzten Schlauchtuches filtern. Am Highway angekommen stellt sich mir erneut die Frage wie ich nun weiter vorgehen soll. Den Rest des Tages am Highway lang laufen ist nicht nur trostlos sondern auch gefährlich. Nach Silver City trampen würde bedeuten einen Teil des Trail auszulassen, zu ‚cheaten‘, und birgt nebenbei ebenfalls ein gewisses Risiko. Unschlüssig und unzufrieden ziehe ich erst einmal los. Die ersten Autos rasen vorbei, aber meist in respektvollem Bogen. Nach etwa einem Kilometer, vorbei an den Kreuzen und Blumenkränzen von Unfallopfern, ich trotte in Gedanken versunken vor mich hin, hält plötzlich ein Wagen neben mir und ein älterer Herr fragt mich, ob er mich mit nach Silver City nehmen kann. Sympathisch, freundlich… ich habe ein gutes Gefühl… und entscheide aus dem Bauch heraus: Ich steige ein.
Wie ich erfahre handelt es sich bei dem vermeintlichen Steinbruch um eine Kupfermine enormen Ausmaßes, die Tyrone Mine. Und es soll noch größere Minen in der Nähe geben. Früher förderten sie hier Silber. Daher der Name ‚Silver City‘.
Nach kurzer Fahrt komme ich in Silver City an. Der alte Ortskern, in dem sich schon ‚Billy the Kid‘ als Teenager herumgetrieben haben soll, besteht nur noch bzw. hauptsächlich aus Cafés, alternativ-esotherischen Lädchen und vielen verlassenen Gebäuden.
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Gegen die Konkurrenz der großen Einkaufszentren in der Peripherie der Stadt konnten sich die kleinen Geschäfte im Ortskern nicht behaupten. Die so entstandenen Nischen wurden offensichtlich von ‚Alt- und Junghippies‘ besetzt.
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Mittags besorge ich die Vorräte für den nächsten Trailabschnitt. Morgen früh geht’s weiter.

6 Kommentare

  1. Lucia

    Liebe Maria,
    Dein Schreibstil ist einfach herrlich authentisch. Ich wäre sooo gerne bei dir und würde dich gerne live erzählen hören ein Stück mit dir laufen, dich neben mir war nehmen und dich atmen hören. Dein Leben spühren. Na ja so bleibt mir eben nur die Erinnerung für wer weiß wie lange.
    Ich hab‘ da wieder ein Wortgewürfel für dich und das geht so:
    Über mich hinaus gibt es viel zu sehen und zu entdecken. Bleib ich hier, bleib ich leer, geh‘ ich fort seh‘ ich mehr.
    Die Welt ist groß, ich will sie necken. Kehr ich Heim, war ich über mich hinaus. Niemals klein immer groß.

  2. Ilse

    Pardon, aber bei der Schilderung Deiner Übernachtungsstätte musste ich einfach lachen.
    Was macht eigentlich Dein ,,Hüftgold´´, ich mein die Druckstellen vom Rucksack?

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